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1. Bd. 1 - S. 500

1835 - Eisleben : Reichardt
500 Oesterreich. für Wagen und Kutschen fahrbar und die höchste fahrbare Straße kn ganz Europa, denn der höchste Punkt derselben, der sich auf dem höchsten Punkte des Stilfser Jochs befindet, beträgt 8662 F. und übersteigt mithin die Linie des ewigen Schnees, bis wohin sich keine andere Straße erhebt*). Diese kunstvolle Straße gehört zu den au- ßerordentlichen Bauwerken der alten und neuen Zeit, und ist nicht nur ein würdiges Gegenstück zu der so berühmten Simplonstraße, sondern übertrifft sie auch in vielen Rücksichten. Die Steilheit des gewaltigen Gebirges, die entsetzlichen Abgründe, die Festigkeit der Felsenart machten diesen Straßenbau viel schwieriger als am Sim- plón. Sie hat eine Breite von 16 Fuß und steigt selbst auf dem höchsten Theile von Bormio bis zum Stilfser Joch (eine Entfernung von etwa 2§ M.) auf 100 F. Weite nur 5 bis 7 und nirgends über 10 F., so daß sie selbst für Lastwagen ohne Vorspann und Militärtransporte fahrbar ist, und daß leichte Fuhrwerke sie im Trott zurücklegen können. Diese sanfte Steigung ist nur durch die große Menge der Windungen möglich gemacht worden, deren von Bormio bis auf das Stilfser Joch 38 sind, und von da bis Pradt in Tyrol herab wieder 22. Außerdem sind die abschüßigen Stellen der Stra- ße durch häufige wagerechte Absätze unterbrochen, wo die Lastthiere sowohl beim Hinauf- als Hinabfahren stehen bleiben undausruhen können. Die Herzogin von Parma paffirte in der Mitte des Okto- bers 1826 diese neue Straße mit einem Gefolge von mehreren 4-, 6- bis 8spännigen Schlitten fast immer im Trabe. Seit Eröffnung dieser Straße ist sie die gewöhnliche Poststraße aus der Lombardei nach Tyrol, Salzburg, Baiern, Würtemberg rc. Ihre Hauptrich- tung von S. W. nach N. O. hat den Vortheil, daß der Wind nur höchst selten sie der ganzen Länge nach bestreichen kann, und von den heftigen Stürmen, die zuweilen alle andern Alpenstraßen so gefähr- lich machen, weiß man hier nichts. Für die Wegräumung des Schnees und die Offenhaltung der Schlittenbahn sorgen die Rot- teri (Schneewegräumer) und einige Soldatenabtheilungen, zu de- ren Unterkunft in geringer Entfernung vom Scheitelpunkte eine Ka- serne erbaut worden ist. Auch für die Rotteri sind Easino's (Häus- chen) erbaut, in deren jedem 5 bis 4 Rotteri wohnen, ein angeneh- mer Anblick für den Reifenden, dem es zur Beruhigung dient, in diesen öden Räumen der Schöpfung noch lebende Wesen seines Glei- chen zu finden; auch können Reifende bei schlechtem Wetter Schutz *) Die Straße über den großen St. Bernhard (f. S. 298), die aber nicht fahrbar ist, hat auf ihrer größten Höhe 7548 oder nach an- dern 7668; die über den kleinen Bernhard 6748; die über den St. Gotthard (si S. 304) 6650; die über den Mont Cenis (s. S. 351) 6360; die über den Mont Genövre 6258; die über den Simplón (si S. 300) 6174; die über den Splügen (si S. 334) 6500 nach Andern nur 5926; die über den Col di Tenda 5526 und die über den Brenner 4371 F. der Erhebung über der Mee- resflache.
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