1. Bd. 1
- S. 507
1835 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Oesterreich.
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viele Ähnlichkeit mit dem Karst und den Julischen Alpen haben
und voll Risse, Klüfte, Trichter und Versenkungen sind.
Die Karpathen, zwar nicht so hoch als die Alpen, Py-
renäen und die Sierra Nevada in Spanien, bilden aber nächst
den Alpen das mächtigste Gebirge Europa's und das ausgebreitet-
ste Gebirge der Oesterreichischen Monarchie, zu welcher sie ganz
gehören und einen Flächenraum von 2000 Ob. M. einnehmen.
Kein anderes Gebirge Europa's besitzt einen so großen Reichthum
an Mineralien, insbesondere an edlen Metallen und an Salz. Die
Salzmasse längs ihres nördlichen Abhanges ist unermeßlich und
erstreckt sich von dem berühmten Wieliczka in Galizien bis in die
Bukowina und Moldau, wohin sich noch einige Nebenzweige der
Karpathen erstrecken; und nicht minder reiche Salzflötze zeigen sich
auf ihrem südlichen Abhange, sowohl in Ungarn, als in Sieben-
bürgen. Von der Donau zwischen Theben und Preßburg in Un-
garn, wo sie mit den kleinen Karpathen oder weißem Ge-
birge beginnen, ziehen sie sich längs der Ungarischen Gränze ge-
gen Mähren, Oesterreichisch Schlesien und Galizien, durchlaufen das
östliche Siebenbürgen, umschließen den südlichen Theil dieses Lan-
des, und finden am Berge Allion bei Orsova im Ungarischen Ba-
nate an der Donau ihr Ende, wo sie mit der Serbischen Alpen-
verzweigung zusammentreffen, so daß sie also, in einem über d 60
Meilen langen, gegen Aborden gerichteten Bogen, Ungarn von da,
wo die Donau in daffelbe tritt, auf seiner Nordwest-, Nord - und
Ostseite, bis zu dem Punkte, wo die Donau es verläßt, umschlie-
ßen. Von dem Hauptrücken des Gebirges laufen zahlreiche Aeste
in die anstoßenden Länder, als nach Mähren, Oesterreichisch Schle-
sien, Galizien, Ungarn, und Siebenbürgen; daher ihre Breite mit
denselben an vielen Stellen auf 15 bis 18 Meilen, ja in den Sie-
benbürgischen Karpathen aus mehr als 40 Meilen angenommen wer-
den kann. Von diesen Aesten bemerken wir vorzüglich diejenigen,
welche von den Hochebenen, welche die Eentralkarpathen auf der Süd-
seite umgeben, in mehreren Berggruppen und Bergreihen, die man
gewöhnlich das Ungarische Erzgebirge nennt, gegen die Donau
zu sich erstrecken — und die lang ausgedehnten Aeste, welche von der
Hauptkette der Siebenbürgischen Karpathen, längs der Nord- und
Westgränze Siebenbürgens, in den östlichen Theil Ungarns hinein-
ziehen, und sich in den Ebenem Ungarns und des Banates verflächen.
Auf der Gallischen Seite fallen die Karpathen schneller und kürzer,
als auf der Ungarischen ab, indem sie nur geringe Vorberge nach
Galizien ausstrecken und sich hier in jene große Ebene verlaufen,
welche der Ansang der unermeßlichen Fläche ist, welche im nordöst-
lichen Europa durch das Europäische Rußland und einen Theil des
asiatischen Rußlands bis zum Uralgebirge sich ausbreitet. So mäch-
tig aber auch das Karpathengebirge ist; so steht es doch in Rücksicht
des Großartigen und Majestätischen den Alpen weit nach und nur in