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1. Bd. 1 - S. 512

1835 - Eisleben : Reichardt
512 Oesterreich. Eismassen, doch immer nur von geringem Umfange. Am bequem- sten, allein nicht ohne Gefahr, klettert der, welcher den Schwindel nicht zu fürchten hat, zur Kryvanspitze hinauf, auf dem grätigen, nur etwa 5 bis 10 Schritte breiten Rücken hart an dem mehrere 1000 F. fast senkrecht hinabstürzenden Abfalle zum Koprowaer Thale, weil hier die Steinschichten oder großen Trümmer gleichsam eine Treppe bilden. Rach etwa 2 Stunden von der Kopa-Ebene hat man den Gipfel erreicht und steht fast 7700 F. über dem Meere; allein es bietet sich nicht die Fernsicht dar, die man er- wartete. Am interessantesten ist der Blick gegen N. O., weil man den wunderbar verschlungenen, scharfen und zackigen Kamm über- steht, der den Kryvan mit dem Hauptrücken verbindet. Kurze, scharfe und grätige Seitenaste gehen von ihm gegen S. O. und N. W. aus, und stürzen so steil sich hinab, daß keine Vegetation an ihren glatten Felswänden haften kann. Zu beiden Seiten die- ses Kammes erblickt man in schauerlichen Felsenbecken einige dun- kelgrüne Seen liegen, die nur noch düsterer die Entsetzen erregen- den Formen dieser furchtbaren Felsmassen zurückspiegeln. Sieht man auf den Kryvan selbst, so hat er die Gestalt eines gegen S. geöffneten Hufeisens, dessen eine Seite durch die Koppa-Kuppe und die andere durch einen dieser ganz ähnlichen Berg (Na d-Pau- lo va) gebildet wird. In der Mitte beider liegt das Bassin, in welchem die Belanszka, nachdem sie vom Kryvan herabgestürzt ist, ihre Wasser sammelt, und das mit Trüminern jeder Größe und Art angefüllt ist. Auch die kleine Flache der Kryvanspitze bildet einen gegen S. geöffneten, aber ganz stachen Bogen. Sie ist von N. gegen S. etwa 8 bis 10 Schritte breit und von O. gegen W. 15 — 20 Schritte lang und wird jetzt durch das in ihrer Mitte erbaute und durch eine Masse von Felsblöcken befestigte tri- gonometrische Signal sehr beschrankt. Gegen S. und 91. stürzt der Kryvan - Gipfel am steilsten und in letzterer Richtung 4100 F. fast senkrecht hinab. Wenn man in die schwindelnde Tiefe des Koprowaer Thales zu der stürmischen Bela hinabsehen will, so kann es nur, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, liegend geschehen. Die Gebirgsseen der Centralkarpathen machen auch eine Merkwürdigkeit derselben aus, und von ihnen ist unter dem Volke die Sage verbreitet, daß sie mit dem Meere in unterirdischer Ver- bindung standen, gleichsam dessen Augen im festen Lande (daher ihre Namen Meer äugen) waren und in Bewegung geriethen, wenn die Fluchen des Meeres von den Stürmen ungewöhnlich er- regt würden. Diese Alpenseen liegen in einer Höhe von 4000 bis 6300 F., in tiefen Thalern von 2000, wohl 5000 F. hohen Fel- senwanden umschlossen, und viele sind daher noch im Julius, ja selbst im August mit Eis bedeckt. Sie haben eine große Tiefe, und gewahren durch die ihnen eigenthümliche grüne, oft ins schwärzlich-grüne übergehende Farbe eine ungewöhnliche Erscheinung.
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