1. Bd. 1
- S. 513
1835 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Oksterrei ch.
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Der größte unter ihnenist der große Fischs-e, aus welchem die
Bialka abfließt. Er hat eine Breite von 4 bis 500, eine Lang»
von 1600 und einen Umfang von 4200 Schritten und ist auf
drei Seiten von hohen Felsen- oder Bergmassen umgeben; beson-
ders umringen ihn auf seiner Südseite 2000 bis 3000 F. fast
senkrecht abstürzende Granitmassen mit spitzigen Kuppen, worun-
ter der Mönch durch seine einer menschlichen Figur ähnliche Ge-
stalt, seine scharfe Spitze und seinen fast senkrechten, Staunen er,
regenden Absturz zur Wasserfläche vorzüglich sich auszeichnet. Auf
der Nordseite umgiebt ihn bloß ein etwa 60 — 80 F. hoher Wall
zertrümmerten Gebirges, durch dessen Mitte sich der See seinen
Abfluß gebahnt hat.
Weit kleiner ist der Grüne See, nämlich derjenige (denn
es giebt mehrere grüne Seen in den Eentralkarpathen), welcher in
dem rechten Nebenthale des nach Käsmark führenden Weißwasser-
thales sich befindet, und von dem 800 F. noch höher gelegenen
rothen See Zufluß erhalt. Dieser grüne See, etwa 300 Schritte
im Umfange groß, liegt 4700 bis 4800 F. über der Meeresfläche
und har ein kristallklares Wasser vom reinsten Geschmacke, das
aber eine meer-oder smaragdgrüne Farbe zurückstrahlt. Seine
Ufer sind mit großen und kleinen Granitblöcken bedeckt. Der süd-
liche Thalrand des Sees wird von der 2600 F. sich über den
Wasserspiegel erhebenden Käsmarker und der westliche von den
letzten Abfällen der 3300 F. über das Thal aufsteigenden Lomni-
tzer Spitze und von dem mittleren Grate gebildet. Die in diesem
imposanten Kesselthale herrschende feierliche Stille wird nur von
dem Geplätscher der von einer Höhe von fast 1000 F. über Klip-
pen und zum Theil unter einer Brücke von ewigem Schnee herab-
stürzenden Gewässer unterbrochen. Einen besonders schauerlichen
Anblick gewähren die Felsenmassen, auf welchen die Käsmarker
Spitze ruhet. Sie steigen vom User des Sees fast senkrecht auf.
Kein Gesträuch, keine Pflanze bekleidet ihre schroffen Abhänge, aus
welchen überall kleinere und größere Felsenzacken in den drohend-
sten Gestalten empor ragen. Eine Reihe von Ü Felsenthürmen
zeichnet sich unter ihnen besonders aus. Hinter diesen Thürmen,
die durch eine Reihe kleinerer Felsenzacken mit einander verbunden
sind, krümmt sich eine tiefe Felsenschluchr vom grünen See bis zu
einer Höhe von etwa 1800 F. über dessen Wasserspiegel an der
Käsmarker Spitze hinauf.
Das Karpathifche Waldgebirge, als der dritte Haupt-
theil des ganzen Karpathengebirges, ist der niedrigste und sehr flach.
Es reicht vom Poprad bis zum Ursprünge der Theiß und des
Pruth, immer längs der Galizisch-Ungarischen Gränze, und streckt
mehrere Aeste sowohl in das Innere von Galizien als Ungarn
aus; einer von den letzter» lauft in die wegen ihres Weinbaus be-
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