1. Bd. 1
- S. 611
1835 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Deutschland. *
aung der Sachsen, deren Herzog, Wkttekind der Große, nach
einem vieljahrigen tapfern Widerstände, sich ihm unterwarf und
mit seinem Volke das Christenthum annahm, die sämmtlichen
Deutschen Nationen in Einen Staatskörper unter seinem Szepter
zusammen und legte dadurch den Grund, daß, als unter seinen
Enkeln sein mächtiges Reich, vermöge des Traktats von Verdun
im I. 843 in 5 Staaten sich theilte, Deutschland als einer der-
selben austreten konnte und in Ludwig dem Deutschen sei-
nen ersten König erhielt, der bis 876 Deutschland regierte, das
damals in die großen Herzogthümer Sachsen, Franken, Lothringen,
Schwaben und Baiern zerfiel. Jenseits der Elbe wohnten Sla-
ven, die sich auch im Oesterreichischen niedergelassen hatten; des-
gleichen waren Böhmen und Mahren von -ihnen eingenommen,
welche Lander keine eigentlichen Bestandtheile des Römischen Reichs
ausmachten. Die Herzogthümer, worein Deutschland getheilt war,
wurden von den Königen nach Gefallen vergeben und waren so
wenig, wie die Grafschaften erblich. Mit Ludwig dem Kinde
erlosch 911 das Geschlecht der Karolinger in Deutschland und nun
ward von den Deutschen Konrad I., Herzog von Franken zum
Deutschen König erwählt. Von dieser Zeit wurde mithin Deutsch-
land ein Wahlreich und blieb es bis zu unsern Zeiten, als nach
Errichtung des Rheinbundes Franz Ii. im I. 1806 die deutsche
Kaiserkrone freiwillig niederlegte.
Nach Konrads I. Tode, kamen mit Heinrich 1., einem
Herzog von Sachsen, Regenten aus dem Sächsischen Hause auf
den Königsthron Deutschlands, die sich um das Reich besonders
verdient machten. Dieser Heinrich, nach einer Sage, wonach ihn
die Gesandten bei der Meldung seiner Königswahl, auf dem Vo-
gelheerde angetroffen haben sollen, der Finkler oder Vogeler ge-
nannt, vereinigte wahrend seiner Regierung (919 — 936), Loth-
ringen wieder mit Deutschland; schlug die Normanner und Sla-
ven; legte gegen die erstern die Markgrafschaft Schleswig auf dem
rechten Ufer der Eider und gegen die letzter» die Markgraffchafk
Nordsachsen (spater die Altmark Brandenburg) an, nachdem er die
Brennaburg, die Hauptstadt der Havelwenden erobert hatte, fer-
ner die Festung Meißen (woraus nachher die gleichnamige Mark-
grafschaft entstand) und wahrscheinlich auch die Mark Oesterreich,
befreite Deutschland durch die Schlacht bei Merseburg rm I. 933
von den jährlichen Einfallen der Ungarn, und war der erste, wel-
cher durch Errichtung von festen, haltbaren Platzen Städte in
Deutschland schuf. Sein Sohn Otto I, der ihm in der Regie-
rung folgte, brachte 962 die Kaiserkrone und Italien an das
Reich, aber diese Vereinigung gereichte Deutschland zum Nachthei-
le und wurde die Veranlassung häufiger Kriegeszüge nach Italien,
welche in der Folge nebst den Kreuzzügen den Herzogen Und Gra-
fen, die eigentlich nur Statthalter der Könige waren, Gelegen-