1. Bd. 1
- S. 622
1835 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Deutschland»
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len Bergen begleitet, welche aber nur hin und wieder ganz nahe her-
antreten und dem Strome ein oft weites, zum Theil mit frischen
Wiesengründen geschmücktes Thal lassen; aber 1 Meile oberhalb
Minden, zwischen der Stadt Hausberge und dem Dorfe Barkhau-
sen durchspült die Weser das Wesergebirge, wodurch sich die be-
kannte Porta Westphalica bildet, deren Pfeiler rechts der
Iakobsberg und links der Wittekindsbe rg, sind, zwei
einander gegenüber stehende Berge. Auf dem letztern Berge steht
jetzt ein 50 F. hoher Thurm und am Fuße des Berges ein dem
Andenken Wittekinds errichteter steinerner Obelisk. Unterhalb die-
ser Pforte und vorzüglich unterhalb Minden treten die Berge
gänzlich zurück, die User werden niedrig und nun durchfließt die
Weser flache, einförmige Gegenden und Niederungen, die biswei-
len sumpfig werden und ist daher schon von Hoya an auf beiden
Seiten eingedeicht. Dieser Fluß ist in Hinsicht der Schifffahrt von
bedeutender Wichtigkeit für Deutschland, besonders da durch die
4822 abgeschlossene Weserschissfahrtsakte die Schifffahrt auf der-
selben in Bezug aus den Handel völlig frei seyn soll und alle bis-
her bestandenen Stapelrechte anfgehoben sind. Ein noch wichtige-
rer Strom Deutschlands ist die Elbe, welche in dem Vidschower
Kreise Böhmens, in der Nahe der Schlesischen Gränze, aus dem
Zusammenflüsse vieler Quellen und Bäche entsteht, die auf dem
Kamme des Niesengebirges von dem großen Rade bis zur Schnee-
koppe entspringen. Zwei dieser Bäche werden indeß als die Haupt-
quellen der Elbe betrachtet; 1) das Weißwasser, der stärkere
und eigentliche Quellbach, welcher auf dem östlichen Flügel des
Miesengebirges, im Südwesten der Schneekoppe, aus dem moori-
gen Grunde der weißen Wiese (mit dem Namen Wiesen be-
zeichnet man im Riesengebirge die Hochflächen oder Vergebenen
desselben) entsteht, durch den Teufelsgrund in den Weißwassergrund
>über nackte Granitbänke hinabeilt, an drei Stellen bedeutende
Stürze bildet, aus den Schluchten von der rechten Seite zahlrei-
che kleine Seifen oder Bäche, worunter der krumme Seifen
ziemlich bedeutend ist, empfängt und dann eine südwestliche Bie-
gung machend, den schwächern Elbseifen mit sich vereinigt; 2) die-
ser Elbseisen, oder zweite Quellarm der Elbe, dessen Ur-
sprung von dem des Weißwassers wohl 2 M. entfernt ist, entsteht
auf dem Kamme oder Rücken des westlichen Flügels des Riesen-
gebirges, aus den zahlreichen Brunnen der Elb - oder Na vori-
schen Wiese. Einer dieser Brunnen, 4260 F. über dem
Meere, ist in Stein gefaßt und heißt vorzugsweise der Elbbrun-
nen. Von ihm eilt der Elbseifen nach Südost über die sich im-
mer steiler hinabsenkende Gebirgslehne, stürzt dann plötzlich als
200 F. hoher Elbfall in den Elbgrund, der sich hier als ein
schrecklich tiefer Einschnitt des Hochgebirges öffnet, verstärkt sich
hier noch durch andere Wasserzuflüsse z. B. die Pantsche, den