1. Bd. 1
- S. 624
1835 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Deutsch land.
Preußischen Gränze 700 F., im Anhaltschen 1000 F. und darü-
der rc. Bei der Mündung der Havel breitet sich die Elbe fast zu
einem Landsee aus, auf dem sich mehrere Inseln befinden. Ober-
halb Hamburg theilt sich die Elbe in mehrere Arme, die viele und
-große Inseln einschließen, welche gemeiniglich Werder heißen; zwi-
schen Haarburg und Hamburg hat sie eine Breite von einer Meile,
welche sie auch unterhalb Hamburg, wiewohl ihre Theilung in
Arme aufhört, beibehait. Jedoch an ihrer Mündung zwischen Eux-
hafen und dem Holsteinschen Dorfe Nordhusen (bei den Nordergrün-
den) erlangt sie sogar eine Breite von 2^ M. — Folgende Hö-
henangaben zeigen das Gefalle der Elbe. Der Elbbrunnen liegt
4260, der Wasserspiegel der Elbe bei Hohenelbe 1446, bei Kö-
uiggratz 618, bei Melnik 426, bei Schandau 520, bei Pirna 287,
bei Dresden 262 (313) bei Meißen 236 (286), bei Wittenberg
205, bei Magdeburg 128, bei der Havelmündung 58, bei der El-
demündung 25 und bei Boitzenburg 9 F. über der Nordsee. —
Vom Riesengebirge bis Hohenelbe fließt die Elbe in einem wilden
Felsenthale. Hier aber verändert sie ihren tobenden Charakter;
beruhigt und geräuschlos strömt sie durch die Thäler Böhmens
und nur zuweilen brechen sich einzelne Wellen an den Felsblöcken,
die sich in ihrem Bette aufthürmen. Bald sind ihre Thalseiten
niedrig und sanft, bald wieder steil; bis sie bei Lobositz, nord-
wärts sich wendend, die Felsenmassen des Böhmischen Mittelgebir,
ges durchbricht und sich hier eine schmale Oeffnung durchgespült
hat, die Elbpforte genannt, und von da in einem tiefen Ge-
birgsthals, das sich von Lobositz bis Pirna in Sachsen erstreckt,
fortströmt, indem sehr steile, 400 bis 1300 F. hohe Berge, oft
senkrechte Felsenwände ganz nahe an die Ufer treten. Da die Elbe
fast alle Gewässer Böhmens aufnimmt, und diese Elbedurchspü-
lung bei Lobositz also der einzige Abfluß derselben ist: so läßt sich
annehmen, daß Böhmen in den ältesten Zeiten ein großer See
seyn mußte, bevor sich die Elbe diesen Abfluß bahnte. Bei Pirna
verläßt sie ihr tiefes, enges Gebirgsthal und die Uferhöhen wer-
den niedriger, weniger steil und treten weiter zurück bis Meißen.
Bekannt sind die schönen Elbegegenden, die oberhalb Dresden
beginnen und sich bei Meißen endigen; denn unterhalb Meißen
werden diese Höhen allmählig niedriger und verschwinden immer
mehr, bis endlich oberhalb des Städtchens Riesa die Elbe in einer
völligen Ebene fließt und durch flache Gegenden ihren Lauf bis
zu ihrer Mündung fortsetzt, daher man das anliegende Land ge-
gen die Ueberschwemmungen durch Dämme oder Deiche schützen
muß. Bei Pardubitz in Böhmen wird die Elbe zuerst für Flöße
fahrbar, bei Melnik für kleinere Fahrzeuge und bei Leitmeritz für
Schiffe, die 1000 bis 2000 Etr. tragen. Bei Hamburg, bis wo-
hin sich die Ebbe und Fluth in die Elbe erstreckt, wird sie für
Seeschiffe fahrbar; und so ist dieser Strom für die Schifffahrt und