1. Bd. 1
- S. 672
1835 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Deutschland.
gewahr, und es giebt überhaupt auf dem ganzen Gebirgszuge nur 3
kahle Felsengipfel, welche in einigen Gesichtspunkten als ausgezeich-
nete Kegel bemerkt werden, nämlich den Gerberstein nördlich
von Altenstein, den Troh b erg südwestlich vom Jnselsberg und
den H e r M a n n s b e r g unweit des Hessischen Dorfes Oberschönau.
Der kegelförmige Gipfel des Tröhberges ist etwa 100 F. hoch, und
der Hermannsbcrg zeichnet sich durch den ungeheuren Felsenkamm
aus, der sich über seinen ganzen Rücken hinzieht, und bildet eine der
wildesten Gegenden des ganzen Thüringerwaldes. Von der Nord-
seite kann man den Felsenkamm ziemlich leicht erklettern, von den
andern Seiten aber sind die Felsen senkrecht abgeschnitten. Das
ganze Gebirge des Thüringerwaldes ist bis auf die äußersten Höhen
mit schöner Waldung bedeckt, die größtentheils aus Tannen und Fich-
ten besteht. Die Höhe dieses Gebirges ist im Vergleich mit andern
nicht bedeutend; denn die höchsten Punkte, der Be erb erg und
der Sch nee köpf, die sich in der Nahe der von Ohrdruf nach
Suhla führenden Straße befinden, erheben sich nur jener zu 3133
(3064) und dieser zu 3113 (3043) F. über der Meeresflache. Die
Schmücke ein einzelnes Vieh- und Wirthshaus, 2877 F. über
dem Meere ist die höchste menschliche Wohnung im Thüringerwalde.
Eine Merkwürdigkeit jedoch findet sich auf ihm, die vielleicht kein
anderes Gebirge aufzuweisen hat. Dieses ist ein Weg, welcher vom
Anfange des Thüringerwaldes westlich von Eisenach an, von dem
Dorfe Hörsel bis Blankenstein an der Selbitz und unweit der Saale
und also an 21] Meilen lang (die verschiedenen Krümmungen des
Rückens mit gerechnet) , ununterbrochen auf der Höhe des Rückens,
ohne diese zu verlassen fortlauft, und der Renn weg oder Renn-
steig genannt wird. Er berührt nur wenige Ortschaften und ist
überall breit genug, um befahren zu werden. Nur an einer Stelle
verwandelt sich diese Straße in einen beschwerlichen Pfad und führt
am südöstlichen Abhange des Insel sb e rges, an der nackten Fel-
senwand , welche der I n s e l b e r g st e i n genannt wird, auf den I n-
selsberg selbst hinauf. Der Inselsberg ist zwar nur 2835
F. hoch, aber unstreitig für das Auge der schönste Berg des ganzen
Lhüringerwaldes, indem er sich majestätisch und hoch über die ganze
Kette emporhebt und eine sehr regelmäßig flach gewölbte Kuppe bil-
det, mit zwei in zwei gegenüberstehenden Seiten lang auslaufenden
Rücken, welche nicht viel niedriger sind, als die mittlere Rundung,
und eben so steil abfallen. Am steilsten ist der südöstliche Abfall der
Infelbergstein; der südliche Abhang hat zwar keine hervorstehenden
Felsen, ist aber ebenfalls mit einer starken Lage von Porphyrgeschie-
den überschüttet. Die andern Seiten sind weniger steil und stark
mit Bufchholz bewachsen. Die obere Flache des Jnselsberges ist ganz
frei; denn die Buchen, welche an diesem Berge wachsen, reichen
nicht bis hinauf und sind überhaupt sehr niedrig. Auf dem Gipfel
steht ein kleines Gebäude, das Herzog Ernst I. von Gotha errichten