1. Bd. 1
- S. 698
1835 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Deutschland.
Wir geben zuerst einige Nachricht von der neuern Herzogs.
Braunschweigisch-Wolfenbüttelschen Linie, deren Stif-
ter, wie schon gesagt, Herzog Heinrich, der ältere Sohn Ernst
des Bekenners war, und seine Residenz zu Dannenberg hatte.
Sein jüngerer Sohn August pflanzte das Geschlecht fort, war
einer der vorzüglichsten Fürsten seines Zeitalters und hatte durch
Reisen und sorgfältige Studien eine ausgezeichnete Geistesbildung
sich erworben. Als 1634 die mittlere Linie Braunschweig-Wolfen-
büttel ausstarb, nahm er als nächster Verwandter von väterlicher
Seite Besitz von den Ländern dieser Linie; doch da die neuere
Lüneburgische Linie ihm diese Erbschaft streitig machte; so behielt
er nur davon das Fürstenthum Wolfenbüttel mit der Grafschaft
Blankenburg, und verlegte seine Residenz von Hitzacker nach Wol-
fenbüttel, wo er auch eine große, in ihrer Art einzige Bibliothek
gründete. Doch die Streitigkeiten mit der Stadt Braunschweig,
welche nach Reichsfreiheit Hrebte, konnte er nscht zum gütlichen
Ende bringen. Diese Stadt war ein Haupthandelsplatz Deutsch-
lands und dadurch, daß bei allen Landestheilungen die Braun-
schweigischen Linien sie gemeinschaftlich behielten, sie wechselsweise
begünstigten, ihn Freiheiten und Güter' für Geld überließen, hatte
sie sich nach und nach der Unterthanigkeit entwöhnt und beinahe
der Wölfischen Herrschaft sich entzogen. August, der 1666 starb,
folgten in der Regierung seine beiden ältesten Söhne Rudolph
August und Anton Ulrich; der dritte Sohn Ferdinand
stiftete eine neue Linie, die Bevernsche, die nur mit einigen
Gütern abgefunden wurde, und 1735 zur Erbfolge gelangte; in-
dem Rudolph August, unter dessen Regierung (1671) Braun-
schweig durch Belagerung eingenommen und zur Huldigung ge-
zwungen wurde, für deren fernern Besitz er die Aemter Dannen-
berg, Lüchow, Hitzacker, Wustrow und Scharnebeck abtrat, 1704
ohne männliche Erben starb — und sein Bruder Herzog Anton
Ulrich, der 1714 mit Tode abging, zwar Söhne hinterließ, die
aber auch, der eine 1731 und der andere 1735, ohne männliche
Erben starben. So kam also Ferdinand Albrecht Ii. von
der Bevernschen Nebenlinie*) 1735 zur Regierung des Herzog?
thums Braunschweig-Wolfenbüttel- starb aber in demselben Jahre,
worauf rhm in der Regierung sein ältester Sohn Karl folgte;
sein vierter^ Sohn aber war der durch seine Feldherrntalente, die
er in dem siebenjährigen Kriege als Oberansührer der alliirten
Brittischen und Preußischen Armee zeigte, bekannte Ferdinand.
Herzog Karl, der von 1735 bis 1780 regierte, die Residenz für
immer von Wolfenbüttel nach Braunschweig verlegte, nahm thä-
tigen Antheil an dem siebenjährigen Kriege als Alliirter Preu?
•) Ferdinands Albrechts Ii. Bruder, Ernst Ferdinand setzte die Be-
vernsche Linie fort, die sich bis 1309 erhielt.