1. Bd. 1
- S. 805
1835 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
33 a b (n.
(
805
Englischem Geschmacke zu einem der berühmtesten Lustgarten
Deutschlands machen. Der Obstgarten nimmt 84, der Gemüse-
garten 6£, die große Baumschule mit J70,000 Stämmen 13, das
Arboretum oder die botanische, aus 24,000 meist ausländischen
Bäumen und Gesträuchen bestehende Anlage 6 und der Orange-
rieplatz mit vielen 100 Citronen Pomeranzen Myrthen-, Gra-
naten- und Lorbeerbäumen 5 Morgen ein. Alles Uebrige ist Lust-
garten, in dem sich die reizendsten Alleen, viele geschmackvolle An-
lagen und Partien und eine Menge Statuen befinden. Von die-
ser großen Zahl sind vorzüglich beachtenswerth: die perspektivische
Durchsicht in der Mitte des Gartens vom Schlosse durch die Wald-
öffnung bei Ketsch nach den fernen Hardtgebirgen jenseits des
Rhein; die große, das Wasser 60 F. hoch werfende Fontäne; die
dem Bade entsteigende und in der Mitte eines Bassins auf einem
Felsen stehende Galathea nebst einem Triton, eine aus schneewei-
ßem Carrarischen Marmor meisterhaft gearbeitete Gruppe und un-
streitig das Beste, was der Garten an Vildhauerarbeir auszuwei-
sen hat; der Felsen und die Statüe des Pan in einem tiefen Dun-
kel von Tannen, Silberpappeln und Birken; der prachtvolle Tem-
pel des Apollo, auf einem hohen Felsen, dessen Kuppeldach von
8 Jonischen Säulen getragen wird und dessen Mitte die Bildsäule
des Apollo einnimmt; das Dadehaus mit kostbar und geschmack-
voll verzierten Kabinettchen; die perspektivische Landschaft, wo man
am Ende eines dunkeln Ganges eine reizende Landschaft erblickt,
die aber bloß auf einer oben eingewölbten, ganz im Mittagslichte
stehenden Wand gemalt ist; der Tempel der Botanik in einer
Wildniß von ausländischen Gewächsen; die künstlich nachgemachte
Römische Ruine mit der Wasserleitung; der Tempel der Miner-
va unter herrlichen Gruppen von Platanen mit der aus Carrari-
schem Marmor verfertigten kolossalen Bildsäule der Göttin; die
Moschee in der sogenannten Türkischen Anlage, deren großen
prächtigen Vorhof ein schöner Arabischer Säulengang mit Spitzbo-
gen umschließt, und dessen Haupteingange gegenüber sich die eben
so geschmackvoll als treu im Morgenländischen Style aufgeführte
Moschee erhebt. Eine prächtige Hauptkuppcl mit einem Fenster-
kreis und drei kleinern Kuppeln zieren das majestätische Gebäude
in der Mitte, und zu beiden Seiten erhebt sich ein schlankes,
hohes Thürmchen (Minaret) mit einem Orientalischen Dache und
einem Altan. An den Eingängen sind überall weise Sprüche aus
dem Koran und aus den Gebäuden Halbmonde angebracht. Das
eine Rotonda bildende Innere ist reich und mit ächt Morgenlän-
discher Pracht ausgeschmückt. Der Fußboden ist mit Marmorta-
feln eingelegt, die Wände sind mit reichen Stukaturarbeiten und
Vergoldungen geziert und hoch oben in der blauen, mit goldenen
Sternen besäeten, schönen Kuppel, durch deren Fensterkreis das
Licht hcrabsäur, liefet man Sprüche aus dem Koran. Entzückend