1. Bd. 1
- S. 834
1835 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
834
Deutsch land.
Richtung, streicht bis in das Eisenachische Amt Lichtenverg und
heißt die hohe oder lange Rhön; ein zweiter und zwar mitt-
lerer Zug nimmt mehr eine nördliche Richtung und endet bei dem
Dorfe Kleinsassen mit der Milzekurg, und wird zum Theil durch
den Ulstergrund von dem ersten Zuge getrennt; der dritte Zug
nimmt eine mehr nordwestliche Nietung und endet mit dem Dam-
mersfeld. Der Gebirgsrücken ist fast überall mit Gras, aro-
matischen Pflanzen und Moos bewachsen, und wird daher theils
als Hochwiesen, theils als Viehweiden benutzt. An manchen Stel-
len findet man viele Basaltsteine in Menge angehäuft; die mei-
sten Abhänge sind mit bedeutenden Laubholzwaldungen bedeckt. Von
Flüssen nehmen die Felda und die Ulster, welche in die Werra
gehen, die Fulda, die Streu, Brend und Sinn, welche drei letz-
tern in die fränkische Saale fallen, ihren Ursprung. Auch giebt
es auf dem Rücken des Gebirges mehrere Moore, mit Sumpf-
moos und Heidekraut überwachsen, welche stellenweis? nicht ohne
Gefahr des Verflnkens zu passiren sind. Eine dieser Sumpsstre-
cken heißt von dem darauf wachsenden röthlichen Moos das rothe
Moor, 2 Stunden nördlich von Bischoffsheim, andere heißen das
braune und das schwarze Moor. Die Bewohner der Rhön
treiben zwar auch Getreidebau, doch nähern sie sich mehr von dem
starkem Kartoffel- und Flachsbau und von der Viehzucht. Die
Heuerndte auf der hohen Rhone, auf den Hochwiesen des Ge-
birgsrückens, ist ein wahres Volksfest der Bewohner, indem zu
dieser Zeit der größere Theil der Einwohner aus den nähern und
entferntern Ortschaften dahin zieht, und Tag und Nacht dort bleibt
bis dieses Geschäft beendet ist. Zum Uebecnachten haben sie Zelte
aufgeschlagen. Die merkwürdigsten und höchsten einzelnen Berge
der Rhön sind: 1) der heilige Kr e uz b erg, der höchste unter
allen, aber doch nur 2856 F. hoch. Er liegt vor der Rhön, er-
hebt sich abgesondert von den andern Bergen, hat an seinem Fu-
ße einen bedeutenden Umfang und ist an feinen Abhängen mit
Laubwaldung bewachsen. An seincmöstlichen Abhänge erhebt sich mit
einer besondern Becgkuppe der Kilianskopf und an seinem west-
lichen Abhange, doch schon in der obersten Region, liegt ein Fran-
ziskaner-Kloster mit einer weit besuchten Wallfahrtskirche nebst
den Stationen und einem Wirthshause. Auf dem Gipfel des Ber-
ges, der eine Hochwiese bildet, stehen ein zum Behuf trigonome-
trischer Vermcffungen errichtetes Observatorium und ein 82 F. ho-
hes hölzernes Kreuz, dessen oberste Enden mit vergoldetem Bleche
beschlagen sind. Dieser Berg wird sowohl wegen seiner Wall-
fahrtskirche, als auch wegen der herrlichen Aussicht, die er darbie-
tet, stark besucht. Von allen Seiten führen Wege auf seine Kup-
pe, und man hat von Bischoffsheim nur eine Stunde, von Neu-
stadt an der Saale 4 Stunden und von Kissingen 5 Stunden hin-
auf. Man erblickt von diesem Berge in blauer Ferne den Thü-