1. Bd. 1
- S. 858
1835 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
858
Deutschland,
Thiere, wovon viele an die Naturaliensammlungen Europa's ver-
sendet worden sind; die Kapphöhle, etwa 1 Stunde von Müg-
gendorf, mit den herrlichsten Tropfsteinge! ilden, doch muß man,
um in diese Höhle zu gelangen, sich mittelst eines Seiles 3 tiefe
Schluchten hinunterlassen; die Kochshöhle, auch wegen ihrer
außerordentlichen Merkwürdigkeit von ihrem Entdeck/r Koch Höh-
lenkönigin genannt, erst 1855 entdeckt und aus 4 Hauptab-
theilungen bestehend: in der ersten, die gleichsam den Vorhof zum
schönen Heiligthum bildet, sieht man unter andern ein ganz von
Tropfsteinen gebildetes Orchester, worauf 50 Musiker bequem Raum
haben würden; die 2. Hauptabtheilung ist die merkwürdigste, und
über dieselbe scheint die Natur ein ganzes Füllhorn von Schönheit
ausgegossen zu haben; denn ihre Wände sind blendend weiß, wie
vom reinsten Alabaster überzogen; in der Mitte von der Decke her-
ab haben sich Vorhänge von Tropfstein gebildet, von welchen die Rän-
der gesäumt zu seyn scheinen. Wasserfälle von 50—36 F. stürzen auf
der rechten Seite herab; auf dem Boden liegen unzählbare, kegelför-
mige, schwarzgraue Tropfsteine und ganz versteinerte Thiere z. V.
Eisbären und Elenthiere, auch Knochen von andern Thieren der
Urwelt, von Raubthieren und Grasfressern, in der dritten Hauptab-
theilung schießt das Wasser gleich Bächen von den glänzenden Wän-
den und auf dem Boden bilden sich mehrere Bassins von Tropfstei-
nen von der verschiedensten Form; die Rosenmüllershöhle
^ Stunde von Müggendorf, welche am meisten besucht wird und
am leichtesten zu besuchen ist und sehr schöne Tropfsteingebilde ent-
hält. Vermittelst einer Leiter von 38 Sprossen gelangt man in die
Tiefe derselben; von da führt eine Anhöhe von 100 Schritten, der
P arnaß genannt, zum Ende der Höhles Ist man oben angelangt
so wird man eben so überrascht, als beim ersten Anblick von unten
hinauf. Sie ist durchaus mit stalaktitischem Wasser und Tropfstein
Überdeckt, welcher die verschiedenartigsten Forcen bildet. Am En-
de des Parnasses führen noch mehrere Oeffnungen in diesen Berg,
die alle mit Tropfsteinen angefüllt sind. Unter ihnen zeichnen sich die
Machskammer und das Allerheiligste aus. Jene wird
wegen ihrer wachsgelben Stalaktiten so genannt; der Schöne Stein
gleichfalls eine der merkwürdigsten Höhlen des Muggendorfer Ge-
birges, besonders für den Naturforscher, ^ Stunde von Streitberg
entfernt, worin sich außer vielen andern Tropfsteinbildungen, ver-
schiedene Tropssteinsäulen von ungeheurer Dicke finden; das große
Teufels loch bei Pottenstein, eine der größten Höhlen in der
ganzen Gegend, deren Eingang höchst überraschend ist, indem ein
45 F. hohes und 69 F. breites Felsenthor ihn öffnet rc.
Würz bürg, die vormalige Hauptstadt des ansehnlichen,
gleichnamigen Hochsiifts und jetzt die Hauptstadt des Untermain-
kreises, zählt in ihren 1950 H. fast 25,000 E. und liegt in ei-
nem angenehmen, fruchtbaren Thale, auf allen Seiten mit vor-