1. Bd. 1
- S. 892
1835 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
892
Preußischer Staat.
ganze Gruppe von Kupfer. Dieses Kunstwerk wurde 1806 auf Be-
fehl Napoleons nach Paris gebracht, aber von den siegreichen Preu-
ßen, bei ihrer Einnahme von Paris, 1814 wieder hierher an seine vo-
rige Stelle versetzt, und hierauf das Siegeszeichen der Göttin noch mit
einem eisernen Kreuze und dem Preußischen Adler darüber versehen.
Die ganze Höhe des Thores mit der Gruppe betragt 80 und die
Breite 195 F. 9 Zoll. Viele Bildhauerarbeit ist auch daran ange-
bracht.
Unter den 40 Brücken Berlins bemerken wir bloß: 1) die soge-
nannte lange Brücke, welche diesen Namen aus den alten Zeiten
her hat, wo hier eine lange hölzerne Brücke über das damals ungleich
breitere Bette der Spree führte; jetzt ist sie bloß etwa 65 Schritte
lang und hat 5 Schwibbogen aus Pirnaischen Sandsteinen, und ist
statt des sonstigen steinernen Brustgelanders, mit einem eisernen Ge-
lander geschmückt. Die Hauptzierde aber derselben ist die aus Erz ge-
gossene, kolossale Bildsäule des Kurfürsten Friedrich Wilhelms des Gro-
ßen zu Pferde, in Römischer Tracht und in der Rechten den Kom-
mandostab haltend. An dem aus weißem Marmor gearbeiteten Fuß-
gestelle sieht man 4 bronzene, in Fesseln liegende Sklaven. Die Fi-
guren sind vortrefflich gearbeitet. 2) Die schöne neue Friedrichs-
brücke, 236 F. lang und 32 F. breit, von 8 eisernen Bogen ge-
tragen, die mit dem eisernen Gelander 6236 Etr. wiegen. 3) Die
neue Schloßbrücke, 1822—1824 erbaut, 100 F. breit und 156
F. lang, mit 2 massiven Bogen von Quaderstücken aufgeführt und in
der Mitte mit Aufzugsklappen für die durchfahrenden Schiffe. Das
Gelander von gegossenem Eisen stellt in durchbrochenen Feldern allerlei
Figuren in abwechselnder Form dar und wird von 8 viereckigen ein-
fachen Fußgestellen von polirtem Granit in gewissen Zwischenräumen
unterbrochen. Marmorne Gruppen von Helden, die auf diese Fußge-
stelle kommen, werden diese Brücke zu der prachtvollsten in Berlin ma-
chen. 4) Die 1826 vollendete Weidendammer Brücke, woran
fast alles von Eisen ist und deren Bogen auf eisernen Pfeilern und
Säulen ruhen, so daß 8000 Etr. zu dieser Brücke verbraucht worden
sind.
Jetzt ist in Berlin die Erleuchtung der Straßen mit Gas einge-
führt, und im I. 1833 brannten täglich 6289 Gassiammen, und
zwar 1789 öffentliche, 4500 aber in Privathausern. Die Leitung des
Gases erfolgt in Röhren aus Gußeisen, welche zusammen im Sommer
1833 bereits eine Lange von 12| Meilen hatten. Der größte Ge-
brauch von Gas in den längsten Winternächtcn betrug 280,000 Ku-
bikfuß und der jährliche Bedarf an Steinkohlen 50,000 Preußische
Tonnen. Die längste Straße in Berlin ist die Friedrichsstraße,
welche eine Länge von 4250 Schritten hat und vom Hallischen Thore
bis an das Oranienburger Thor, in einer schnurgeraden Linie geht,
indem sie die Friedrichsstadt, die Dorotheenstadt und die Spandauer