1. Bd. 1
- S. 912
1835 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
912 Preußischer Staat.
barten Orte verbrauchen das schwächere Holz. Eine Holzgartung, welche
diesem Walde eigenthümlich ist, und früher in noch größerer Menge
vorhanden war, ist die Esche. Zwei Holzgattungen, die gemeine Eberesche
(Vogelbeerbaum) und der Faulbaum wuchern hier noch als Unterholz auf
den Hörsten sehr. Auch giebt es in großen Strecken Weiden; ferner
Buchen, Eichen, Hainbuchen, Birken, Linden und Kiefern. Wohl be-
trächtlicher als die Holznutzung im Spreewalde ist die Grasnutzung, von
welcher allein die Existenz mehrerer Tausend Menschen abhängt. Die
Höhen, welche das Spreethal umgeben, haben beinahe ohne Ausnahme
ganz schlechten Sandboden und würden kaum bebaut werden können, noch
viel weniger aber den starken Viehstand zu erhalten im Stande sein,
wenn ihnen nicht diese ausgedehnte Niederung Sommer- und Winterfut-
ter gewährte. Ein Theil des Waldes wird zwar gar nicht behütet, son-
dern das Gras vielmehr alles mit der Sichel gewonnen, was bei günsti-
gen Jahren wohl dreimal wiederholt wird, die Menge, die er aber dabei
liefert, ist in der That unglaublich. Noch eine besondere Wichtigkeit ge-
währt der Sp^eewald, daß er zum großen Wasserbehälter dient, um das
Frühjahrswasser darin aufzustauen und so die Spree bei später eintreten-
der Dürre daraus zu speisen. Dadurch trägt der Spreewald sehr dazu
bei, den gleichen Wasserstand der Spree zu sichern und sie für die Schiff-
fahrt so vortheilhaft zu machen. Berühmt ist der Spreewald wegen sei-
ner starken Hirsche, welche sowohl vom Leibe als vom Gehörn zu den
stärksten in Norddeutschland gehören; doch ist der Rothwildstand nicht
stark, der Rehstand beträchtlicher. Im Oberspreewalde giebt es viele Birk-
hühner. Auch ist in manchen Jahren die Becassinenjagd außerordentlich
ergiebig.
Die Provinz Pommern.
In den ältesten Zeiten und bis ins 2te Jahrhundert nach Christi
Geburt wohnten hier Germanische Völker, nach deren Auswanderung in
die südlichen Länder Europa's, gegen Ende des 5. Jahrhunderts Slavi-
sche Völker rückten und sich hier niederließen. Von diesen Völkern hat
das Land seinen Namen erhalten, der Slavischen Ursprungs ist, vonko-
more d. h. am Meere. Unter.diesen Slavischen Völkern waren die
Milzen die mächtigsten, die zu Karls des Großen Zeit das allein herr-
schende Volk in Pommern bildeten und einen lebhaften Handel durch
ihre Handelsstadt Julrn trieben. Wineta soll eine zweite berühmte
Handelsstadt geheißen haben, war aber wahrscheinlich nur auch eine Be-
nennung von Julin. Die Versuche der Deutschen, sie zu überwältigen
und zum Christenthum zu bekehren, waren vergebens. Durch Theilun-
gen und innerliche Kriege wurde das mächtige Wilzenreich geschwächt,
erhielt sich aber demohngeachtet unter seinen eigenen Fürstey, von welchen
Sv an tibor als der Stammvater der nachmaligen Herzoge von Pom-
mern angesehen wird. Seine Söhne theilten zu Anfang des 12ten Jahr-
hunderts das Land so unter sich, daß die einen das westliche Pommern