1. Bd. 1
- S. 946
1835 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
946
Preußischer Staat.
derselben. Auf dem alten Markte steht die bronzene Statue des
Kurfürsten Johann Wilhelm in kolossaler Größe, zu Pferde sitzend
und den Kommandostab in der Hand. Unter den Kirchen zeichnen
sich aus: 1) die Lambertikirche mit dem Maufoleum des Herzogs
Wilhelm Iv., das sich hinter dem Hochaltare befindet und mit einem
eisernen Gitterwcrk eingeschlossen, und ein Meisterwerk, in weißen und
schwarzem Marmor ausgeführt ist. Auf dem Piedestal, von 8 Löwen
als Wappenträger umgeben, liegt die Statüe des Herzogs in Lebens-
größe, in voller Rüstung, Helm und Schwert ihm zur Seite, aus weißem
Marmor gearbeitet; 2) die ehemalige Jesuiten- oder Hofkirche,
schön gebaut, doch mit Zierathen überladen. Sehenswerth dann sind
die äußerst reich und kunstvoll mit Gold und Silber gestickten Meßklei-
der. Hinter dem Hochaltare, in einer besondern Rotunde ist die Für-
stengruft. — An schönen Spaziergängen und Vergnügungsorten fehlt
es Düsseldorf nicht. Der schönste und besuchteste Spaziergang ist der
Hofgartcn, welcher aus 3 verschiedenen, mit einander verbundenen
Anlagen, aus dem eigentlichen Hosgarten, dem botanischen Garten
und den sehr geschmackvollen neuen Anlagen besteht. Am Ende des
Hofgartens, in dem ganz nahe gelegenen Dorfe Pempelfort, das
man gleichsam als eine Vorstadt Düsseldorfs ansehen kann und wel-
ches mit mehreren ansehnlichen Landhäusern und Fabrikgebäuden verse-
hen ist, steht der Jag er Hof, ein königliches, neuerdings erweitertes
und mit einer schönen Gartenanlage vorsehenes Schloß, worin der
Prinz Friedrich von Preußen wohnt. In der Nahe ist Düsselthal,
ein ehemaliges Trappistenkloster, jetzt eine von dem Grafen von der
Recke angelegte große Erziehungsanstalt für arme, sittlich verwahrlosete
Kinder. , ' *
Erefeld, eine der wichtigsten Preußischen Fabrikstadte, 4 Stun-
den von Düsseldorf, und etwas über eine Stunde von dem linken Ufer
des Rheins, in einer ganz flachen Gegend, gehört zu den schönsten
Städten der Rheingegenden, und hat einen schönen mit Linden besetz-
ten Markt und viele prächtige Hauser. Unter den mancherlei Industrie-
zweigen sind die Seiden- und Sammetsabriken, welche einen bedeuten-
den Absatz haben, 1500 Webe- und an 1000 Bandstühle und über
6000 Menschen beschäftigen, und jährlich für mehr als 4 Millionen
Rthlr. Waaren liefern, am wichtigsten. Berühmt sind besonders
die dasigen Sammetbander. Den Grund zu den hiesigen Seidenfa-
briken legte Adolph von der Lepen und jetzt ist die Friedr. und
Heinr. Leyensche Seidenmanufaktur und Handlung eine der ersten in
Deutschland, die zwischen 4 und. 5000 Menschen in und außer Cre-
feld Arbeit und Nahrung giebt, und ihre Geschäfte über einen großen
Theil von Europa und selbst in andere Welttheile verbreitet. Seinen
gegenwärtigen blühenden Fabrikzustand hat Erefeld großentheils den
Religionsverfolgungen in den benachbarten Landern, besonders in den
Herzogthümern Jülich und Berg zu verdanken, indem sich in der