1. Bd. 3
- S. 16
1838 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Amerika.
gebirgig und viele derselben von vulkanischer Beschaffenheit. Die beiden
Hauptformen dieses Echtheils sind das Gebirgsland und die Tiefebene;
jenes vereinigt sich in mehreren Gegenden mit der Hochebene, diese
mit der Stufenform, welche letztere jedoch hier weit geringer als in der
alten Welt ist und fast ganz von der Tiefebene verdrängt wird. Die
Grundform von ganz Amerika ist die unermeßliche Hochgebkrgskette der
Kordilleren oder der Andes, die sich durch ihre ungeheuere Lange
und Höhe gegen die verhältnißmaßig geringe Breite auszeichnet; sie
durchzieht die neue Welt vom Südende bis zum Nordende, von der
Magellansstraße nordwärts über die Landenge von Panama nach Nord-
amerika hinein und durch dasselbe hindurch bis zur Behringsstraße und
bis zum Eismeere, immer längs der Westküste oder in ihrer Nähe.
Durch diesen großen Gebirgszug erhält Amerika zwei Hauptabdachun-
gen, eine westliche zum großen Ozeane und eine östliche zum Atlanti-
schen Ozeane und dem nördlichen Eismeere. Die westliche Abdachung
ist sehr steil und besonders in Südamerika sehr schmal, in Nordame-
rika erlangt sie in den Flußgebieten des Colorado und Columbia größere
Breite. Die östliche Abdachung bildet dagegen, indem auch auf dieser
Seite das Gebirge steil abfällt, unermeßliche Flächen, durch welche die
größten Ströme der Erde ihren Lauf winden; in Südamerika der
Marañon, Plata und Orinoko; in Nordamerika der Mississippi und
St. Lorenz.
Außer dieser Hauptgebirgskette (Oordíiierns de lo8 Andes)
unterscheidet man noch 5 theils abgesonderte, theils von einander durch
zwischenliegende Tiefländer getrennte Gebirgsglieder, 4 in Südamerika
und eins in Nordamerika. In dem erstern befindet sich das von den
Andes abgesonderte Küstengebirge von Venezuela, das sich
längs der nördlichen gegen das Antillenmeer gerichteten Küste von Süd-
amerika, in einer Länge von 120 M. zieht; dann die Sierra ne-
vada (Schneegebirge) de Santa Marta, ebenfalls an der nörd-
lichen Küste zwischen den Andes und der Venezuelakette, die kleinste
aber die höchste von allen Nebengebirgsgruppen von Amerika, die sich
zwischen der Mündung des Magdalenastroms und dem See von Ma-
racaibo unmittelbar aus den Fluchen des Antillenmeeres erhebt, als ein
ifolirtec Bergriese, wahrscheinlich mit einer Höhe von mehr als 18000 F.;
das Hochland vonguajana oder die Gebirgsgruppe von P a r i m e,
im nordöstlichen Theile Südamerikas, zwischen dem Orinoko und dem
untern Amazonenstrome, von W. nach O. in einer Länge von 140 in
von S. nach N. in einer Breite von 80 M. sich erstreckend, nicht
aus einer, sondern aus mehreren Polarketten bestehend; undenklich
das Hochland von Brasilien, im südöstlichen Theile Südame-
rikas, von den Andes getrennt durch die Ebenen des la Plata, und
vom Hochlande der Sierra Parime durch die Ebene des Amazonen-
stroms geschieden; auf diesem Hochlande treten 3 bedeutendere Berg-
ketten hervor, welche von S.w. nach N.o« streichen, nämlich zunächst