1. Bd. 3
- S. 20
1838 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Amerika.
hoch, welche sich hart an der Küste des großen Ozeans hält, ein
charakteristisches Merkmal der ganzen Anden in Südamerika, das nur
eine schmale Küstenterrasse gestattet, welche auf den breitesten Stellen
10—15 M. breit ist. Unter jenen Schneebergen ist der Nevado von
Corcovado, der Insel Chiloe gegenüber, 11,700 F. hoch. Als
eine einzige und ungetheilte Kette zieht dieses Gebirge sowohl vom süd-
lichsten Ende des Amerikanischen Kontinents bis zum 40", als auch
von diesem Grade weiter bis fast zum 20" S. Br., in der Nahe
der berühmten Stadt Potosi, wo sie sich in zwei große Längenketten
spaltet. Von 40"—20" S. Br. führt das Gebirge, auf einem Zuge
von fast 300 M. den Namen Andes von Chile und erhebt sich
weit höher als in den Patagonischen Anden, so daß hier die mittlere
Hohe auf 12,000 F. angenommen werden kann, einzelne Gipfel aber
viel höher aufsteigen, worunter viele noch thätige Vulkane, z. B. der
Maypu, der 16—18,000 F. hoch seyn soll, der 15,000 F. hohe
Peteroa, der wohl 20,000 F. hohe Descabezado und besonders
der gewaltige Aconcagua, welcher nach den ganz neuen Messungen des
Brittischen Kapitäns Fitz Roy 23,000 Engl. F. — 21,560 Par. F.
(also höher als der Chimborazo) hoch ist. Von Concepción östlich ist
der Vulkan von Antuco, welchen Pöppig als der erste Europäer mit
großen Gefahren erstieg, der nach seiner Angabe nächst dem Pik von
Teneriffa (Bd. Ii. S. 959) und dem Cotopaxi wahrscheinlich unter
den bekannten Vulkanen der Erde der spitzigste ist, und dessen Spitze
durch seinen geringen Umfang überrascht. Sein Krater hat etwa
600 Schritte im Umfange.
In der Gegend von Potosi, unter 20" S. Br., spaltet sich, wie
schon oben gesagt worden ist, das Gebirge, das nun den Namen der
Andes von Peru führt, in 2 Ketten, eine westliche und östliche,
welche das 12,000 F. über dem Meere gelegene Thal des Desa-
guadero und den großen See Titicaca, auf dessen Inseln und Ufern
die Civilisation und das Pnca-Reich der alten Peruaner seinen Ur-
sprung hatte, einschließen. Die westliche Kette, die Küsten-Cor-
dillera genannt, ist zwar minder hoch als die östliche, erreicht
aber auch eine sehr große Höhe und enthalt mehrere schneebedeckte Piks
und eine große Anzahl in Thätigkeit befindlicher Vulkane. Der west-
liche Abhang dieser Cordillera ist außerordentlich abschüßig und jäh, so
daß der Reifende an vielen Stellen in wenigen Stunden von den
fruchtbaren Thalern am Ufer des großen Ozeans in die wüsten Re-
gionen der Cordillera und auf eine Höhe von mehr als 15,000 F.
versetzt sieht. Die südlichste Gruppe der Gipfel dieser Cordillera besteht
aus 4 majestätischen Nevados, welche bei den Urbewohnern der benach-
barten Provinzen, des Binnenlandes unter den Namen G uala tieri
oder Sehama, Chungara, Pa rin acota und Ana cl ache be-
kannt sind und einer Seits aus dem Thale des Desaguadero, anderer
Seits von den Gestaden des großen Ozeans gesehen werden können.