1. Bd. 3
- S. 56
1838 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Amerika.
Zer Auszug aus den vorhandenen Mittheilungen nicht ohne Interesse
seyn dürste.
Das Äußere dieser auf der untersten Stufe des Menschenge-
schlechts stehenden Wilden scheint durch die Strenge des Klimas be-
dingt und gewissermaßen charakterisirt worden zu seyn. Ihre Körper-
lange ist durchaus geringer als bei den Europäern, und ein 5 F.
9 Zoll langer Mensch ist in ihren Augen ein Riese. Ihr körperlicher
Wuchs erhebt sich nie über 5 F. 4 Zoll *) und sinkt bis auf 4 F.
3 Zoll herab. Die größten unter ihren Weibern sind 5 F. und die
kleinsten 4 F. 3 Zoll hoch, und zwar wird das erstere Maß nur fel-
ten erreicht und das letztere nur selten überschritten. Obgleich der
Rumpf des Körpers etwas dick ist, so sind doch die Füße und Hände
klein und die Finger kurz. Der Kopf ist rund und von unverhalt-
nißmaßiger Größe, das Gesicht breit und platt, die Rase klein und
tief eingedrückt, so daß bei Einigen ein Maßstab quer über das Gesicht
gelegt werden kann, ohne daß die Nase berührt wird, die Backenkno-
chen hervorstehend, die Haare gerade, schwarz, straff und hart. Von
diesen Eigenthümlichkeiten der Körperform abgesehen, sind Körper und
Gliedmaßen ziemlich gut geformt. Selbst das Äußere der Weiber ist,
obgleich sie auf keine regelmäßige Schönheit Anspruch machen können,
oft angenehm und mit dem Ausdruck der Offenheit und Gutmüthig-
keit vereinigt; so daß, wäre es von der dicken Schmier- und Schmutz-
rinde gereinigt, um die eigentliche Hautfarbe, welche die einer dunkeln
Brünette ist, zu zeigen, es selbst in Europa für hübsch gehalten wer-
den würde. Die Haut ist fettig und unangenehm kalt beim Berüh-
ren und das Fleisch weich und schlaff; ihre Gesichter sind voll und
rund. Wenn aber die Weiber alt werden, so sind sie die widrigsten
Gegenstände, die das menschliche Auge je erblicken kann; entzündete
Augen, faltenreiche Haut, schwarze Zahne und entstellte Gesichtszüge
hissen kaum ein menschliches Wesen in ihnen erkennen.
Die Kleidung der Eskimos ist wegen der durch das rauhe Klima
gebotenen Nothwendigkeit reichlicher und sorgfältiger verfertigt, als sol-
ches bei anderst wilden Volksstammen gewöhnlich der Fall ist. Ihre
Kleidungsstücke hüllen den ganzen Körper ein und geben ihm ein grö-
ßeres und stärkeres Ansehen, als er wirklich ist. Sie bestehen haupt-
sächlich aus einem doppelten Kleide von Rennthierfellen, das obere hat
einen weiten Überwurf oder eine Kappe, die über den Kopf gezogen
werden kann; das untere bedeckt, mit der behaarten Seite nach innen
unmittelbar die Haut. Die Beinkleider, von demselben Material und
ebenfalls doppelt, reichen über die Stiefel hinaus, welche sich bis zu
*) Doch ist die Statur der Eskimos, welche Beechey auf seiner Entde-
ckungsreise, in den nördlichsten Gegenden des Russischen Amerika an-
traf, größer und erreicht im Durchschnitt 5 F. 7 Zoll; ^ auch find
diese ein schönerer Menschenschlag gls die östlichern Eskimos.