1. Bd. 3
- S. 73
1838 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
73
Hudsonsbai-Länder.
gen bestehen. Arar liegt Labrador unter gleicher Breite mit dem
nördlichen Theile Deutschlands und dem südlichen Schwedens, aber
sein Klima ist fast so kalt, wie in der Nahe des Pols. Sein Inneres,
so weit ein Blick hinein gewagt ist, besteht aus hoben Gebirgen, die
das ganze Jahr hindurch Schnee tragen, aus wirklichen Eisgletschern,
aus Felsen, schmalen Thalern, durch welche Schneestüsse herabrollen,
und aus moorigen Torsstrecken. Die Südküste und auch ein Theil
der Westküste zeigen noch Waldung, aber auf der Ostküste, die weit
wilder, rauher und eingeschnittener und von einer unglaublichen Zahl
von kleinen Inseln und Klippen umgeben ist, zeigen sich im südlichen
Theile noch verkrüppelte Baume und Gesträuche, aber höher hinauf
verschwinden beide und die Natur der Polarlander beginnt. Auf der
noch wenig bekannten Nordküste hat alles ein völlig arktisches Anse-
hen, und die Thaler sind daselbst im hohen Sommer bloß mit Moo-
sen und Flechten versehen, und bringen höchstens einige arktische Pflan-
zen hervor.
Unter den Produkten dieses Landes bemerken wir vorzüglich den
sogenannten Labradorstein, den die Mahrischen Brüder seit 1778
bekannt gemacht haben. Es ist eine Art von Feldspath, seine Grund-
farbe ist zuweilen hellgrau oder dunkelgrau, meistens aber schwärzlich
grau. So wie man ihn gegen das Licht halt, schillert ec mit schönen,
Hellen Farben, als lazucblau, grasgrün, pistaziengrün und nicht selten
citrongelb, und hat dabei einen Messing- oder Tombakglanz; einige
dieser Steine haben eine Mittelfarbe zwischen kupferroth und tombak-
grün, andere zwischen grün und violet, und diese Farben bilden zuwei-
len Streifen, aber gewöhnlich verlaufene Flecken auf demselben Bruch-
stück. Der Labradorstein bricht in wohlgeformtcn, breiten Stücken von
dreieckiger Gestalt; sein Bruch ist blättrig, die Bruchstücke sind rhom-
boidalisch; er ist durchscheinend, und hat fast dieselben Bestandtheile,
wie der Feldspath. Er wird geschliffen, zu Dosen, Stockknöpfen,
Ringsteinen und andern Arbeiten benutzt, und um so höher geschätzt,
je schöner und lebhafter sein Farbenspiel und je weniger er mit unfar-
bigen Adern durchzogen ist. Das Farbenspiel zeigt sich am schönsten,
wenn dieser Stein glatt und etwas schildförmig geschliffen wird. Übri-
gens hat man später den Labradorstein auch in Grönland und Nor-
wegen entdeckt.
Ander Westseite der Hudsonsbai liegt Neuwales, ein großes
Land, 1610 von Hudson entdeckt, das gleichfalls wie Labrador ein
rauhes, kaltes Klima hat, vorzüglich in der Nahe der Hudsonsbai; im
Innern hingegen, besonders in Neusüdwales ist die Luft schon bedeu-
tend milder und daher auch die Vegetation besser und mannigfaltiger.
In Neunordwales, wo schon arktisches Klima herrscht, haben die Eu-
ropäer keine Niederlassung, aber in Neusüdwales findet man mehrere
Faktoreien und Forts der Hudsonsbaigesellschaft, welche 1669 ihren
Freibrief erhielt, wonach ihr aller Handel innerhalb der Einfahrt in