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1. Bd. 3 - S. 78

1838 - Eisleben : Reichardt
78 Amerika. sich doch im Kriege und auf der Jagd den größten Anstrengungen und können die größten Entbehrungen, Kalte und Hunger ertragen. Ihr Muth kommt ihrer Starke, ihrer Behendigkeit gleich, und sie zeigen dabei eine große Gleichgültigkeit gegen das Leben; der größte Schmerz ist nicht vermögend, ihnen ein Äch und Weh abzuzwingen, und scher- zend und höhnend bis zum letzten Athemzuge geben sie ihren Körper den unmenschlichen Grausamkeiten ihrer Feinde bloß. Viele Indianer pflegen bei ähren Kriegen die todten oder verwundeten Feinde zu skal- pi re n, îw h. man, macht einen Schnitt in die Haut des Schädels, quer durch die Stirn, hinter den Ohren und über den Nacken weg, faßt dann die Haare mit der Hand zusammen und zieht die ganze Schädelhaut ab. Je mehr solche Skalps oder Schädelhäute ein Krie- ger aufzuweisen hat, desto größer ist der Ruhm seiner Tapferkeit. Er befestigt sie an seiner Kriegskleidung und tragt sie so als Zeugen sei- ner Waffenthaten zur Schau. Der unerschütterliche Muth, den sie selbst unter den grausamsten Qualen zeigen, scheint nur das Resultat eines hohen Grades physischer Unempfindlichkeit zu seyn. Bei aller Grausamkeit jedoch, die sie in ihren Kriegen beweisen, sind sie übri- gens sanft und umgänglich, ungemein gastfreundlich und mildthätig gegen die Hinterlassenen ihrer Verwandten, äußerst mäßig, wenn es seyn muß, aber auch wieder übermäßige Schwelger, wenn sie Über- fluß haben; denn für die Zukunft leben sie höchst unbesorgt, so daß sie häufig aus bloßem Mangel an Vorsicht in Gefahr gerathen, Hun- gers zu sterben. Ein Theil der Indianer hat in frühern Jahrhunderten einen nicht unbedeutenden Grad von Bildung besessen, ist aber, seitdem er von den Europäern unterjocht worden, wieder verwildert, ein Theil der- selben hat sich mehr oder weniger der Kultur der Europäer genähert und mit der Unterwerfung unter deren Gesetze auch den christlichen Glauben angenommen. Der größte Theil derselben lebt aber in seiner ursprünglichen Wildheit fort und sucht vorzüglich durch Jagd sich sei- nen Unterhalt zu verschaffen. In der Regel berrscht bei den frei ge- bliebenen Indianern völlige Freiheit und Gleichheit ohne regelmäßige Oberhäupter; doch wenn sie in Krieg ziehen o^>er auf Handelsunter- nehmungen ausgehen, wählen sie den tapfersten Krieger, den muthig- sten Anführer zum Anführer, dem sie, so lange der Krieg dauert, un- bedingt gehorchen, und der auch im Frieden ihr Haupt bleibt und den Namen Kazike führt. Er muß aber für seinen Unterhalt selbst sor- gen, wird von seinem Stamme edwählt, darf durchaus kein Fremder seyn und hat wiederum seine Räthö, die aus den wohlhabendsten oder erfahrensten Hausvätern ausgesucht werden. Fast alle Indianer, er- kennen ein höchstes Wesen an, dem sie auch oft einen bösen Gott zur Seite geben, dem sie die Macht zugestehen, ihnen zu schaden und den zu verehren die Furcht treibt; sie haben zum Theil Erde und Himmel mit Untergöttern und Geistern bevölkert und glauben an ein zukünsti-
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