1. Bd. 3
- S. 89
1838 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Brittisches Nordamerika. 89
und folgten mir lange Zeit nach, als ich einmal mit 2 Jungen weg-
ging. Sie riefen die Jungen mit einer Stimme zu sich, die dem
Weinen kleiner Kinder glich. Ich setzte mich in den Schnee; sie kamen
mir nun ganz nahe, und standen bereit, die Jungen zu nehmen, die
auf dem Schnee lagen. Ein andermal sah ich von Weitem eine
Mutter mit ihrem Jungen schlafen, das etwa 1 Jahr alt seyn mochte.
Als mich die Mutter gewahr wurde, lief sie zu dem Jungen, weckte
es und gab ihm Zeichen, daß es die Flucht nehmen sollte; da es aber
lieber schlafen als fliehen wollte, so nahm sie es zwischen die Vorder-
beine, und walzte es wie einen Stein ins Meer."
Das Briltische Nordamerika.
Außer den schon oben aufgeführten Landern, nämlich Labrador,
Neuwales, den innern Ländern der Indianer und dem mittlern Theile
der-Nordwestküste, welche der Hudsonsbaigesellschaft zum Jagdgebiete
dienen und von den Britten als Besitzungen angesehen werden, indem
sie keiner andern fremden Nation das Jagdrecht darin gestatten, haben
auch die Britten noch andere Lander in Nordamerika, namentlich Ca-
ñada, Neuschottland und Neubraunschweig, und die Inseln Neufund-
land, Prinz Eduard, Kap-Breton, Anticosti rc., welche verschiedene Gou-
vernements bilden und worin sich Europäische Kultur verbreitet hat
und viele blühende Städte und andere Ortschaften sich befinden. Wir
begreifen das Ganze dieser eine ordentliche Gouvernementsverfassung
habenden Länder unter dem gemeinschaftlichen Namen ,,Brittisches Nord-
amerika." Sie wurden von den berühmten Italienischen Abenteurern
Johann Cabot und dessen Sohn Sebastian entdeckt, indem sie
von dem Könige Heinrich Vh. von England den Auftrag erhalten
hatten, eine nordwestliche Durchfahrt nach Ostindien oder China auf-
zusuchen. Sie segelten im I. 1497 mit 6 Schiffen aus England
ab und entdeckten im Junius desselben Jahres die große Insel Neu-
fundland *), von wo aus sie westlich nach dem Festlande von Nord-
amerika gelangten, dessen Küsten sie nordwärts bis zum 67 0 50' N.
Br. verfolgten und dann 1498 wieder nach England zurückkehrten.
Wiewohl nun diese Länder für England entdeckt worden waren,
und also die Engländer kraft des Entdeckungsrechts dieselben in An-
spruch nehmen konnten, so geschah doch dies von ihnen nicht, sondern
die Franzosen wurden die ersten Besitzer dieser neu entdeckten Länder.
Nämlich der König von Frankreich, Franz I. übertrug 1524 einem
Italiener, Namens Johann Berra za ni das Kommando einer von
*) Diese Insel, welche ganz Portugal an Größe übertrifft, ist nach Grön-
land und Spitzbergen, der nächste Punkt Amerikas gegen Europa, in-
dem die Entfernung von St.johns in Neufundland von Port Valcn-
tia in Irland 360 M. beträgt, die auf einem Dampfboote im Som-
mer in 8—10 Tagen zurückgelegt werden können.