1. Bd. 3
- S. 110
1838 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Amerika.
fisch fang, sowohl an den Küsten Neufundlands, als Neuschottlands
und Labradors nehmen; denn sie schicken jährlich mehr alchwoo grö-
ßere und kleinere Fahrzeuge mit wenigstens 15,000 Mann dahin ab
und gewinnen gegen 1 \ Millionen Ctr. Stockfisch und über 50,000
Tonnen Thran. Man kann den jährlichen Ertrag des Stocksischfan-
ges dieser 3 Nationen, der Britten, Franzosen und Nordamerikaner
am Gelde auf 12 Millionen Thaler anschlagen.
Der Stocksischsang beginnt bei Neufoundland im April und endigt
im Oktober. Er geschieht mit Angeln; und gewöbnlich sind in jedem
Boote 16 Angeln in steter Arbeit. Sobald ein Boot mit einer'zu-
reichenden Menge Fischen beladen ist, so fahrt es seine Ladung an die
Küste, damit daselbst die Fische weiter zubereitet werden. Die Boote
landen wenigstens einmal des Tages ihre Ladungen an der Einsal-
zungs-Anstalt, gewöhnlich am Abend, denn der Fisch verliert am Werthe,
nach Verhältniß der Lange der Zeit, die man ihn unbereitet liegen
laßt. Der Platz, wo die Bereitung des Stockfisches vorgenommen
wird, heißt die Bühne, auf Englisch Stage, ein am Strande errich-
tetes, gewöhnlich bedecktes Gebäude, das auf Pfosten steht und in das
Meer hinauslauft, damit die Boote zur bequemern Ausladung dicht an
dasselbe anlegen können. Am Vordertheile dieser Plateforme steht
das Salzhaus und ein oder zwei Tische, um welche hölzerne Sessel
nebst ledernen Schurzfellen für den Gurgelschneider, den Kopfabreißer,
den Spalter und den Einsalzer sich befinden. Nachdem der Fisch aus
dem Boote geschafft ist, bringt ihn ein Mann, vermittelst einer Ga-
bel auf den Tisch vor den Gurgelschneider (cut-throat), welcher
ihm die Gurgel bis ans Genick einschneidet, ihm die Eingeweide öffnet
und nachdem er den Kopf beinahe von dem Körper getrennt hat, den
Fisch an seinen ihm zur Rechten sitzenden Nachbar, den Kopfabschnei-
der (Header spr. hedder) abgicbr, dessen Geschäft darin besteht, den
Kopf ganz abzutrennen und die Eingeweide heraus zu nehmen, aus
denen er die Leber zur Thrangewinnung bei Seite legt (die von 300
Stockfischen genommenen Lebern sollen eine Tonne Thran geben).
Hierauf giebt er den Stockfisch über den Tisch hin an den Spalter
(Splitter), der in einem Augenblicke die Rückenknochen bis zur
Mitte durchschneidet und so den Fisch spaltet. Alles dies geschieht
mit so unglaublicher Schnelligkeit, daß man in der kurzen Zeit von
l.i Minuten 10 Stockfische fertig hergerichtet sieht. Hierauf werden
die Fische in Handbahren dem Einsalzer (S alter), von dessen Ge-
schicklichkeit vorzüglich die Erhaltung des Stockfisches abhängt, überlie-
fert, der sie in Lagen, zwischen welchen eine gehörige Quantität Salz
kommt, über einander ausbreitet. In dieser Lage bleiben die Fische
einige Tage, worauf sie dann wieder in Bahren nach einem vierecki-
gen, flachen, hölzernen mit Löchern versehenen Trog gebracht und von
der Stage (spr. stehdsch) aus in das Meer hinaus gehängt werden.
In diesen Trog stellt sich der Abwäscher bis an die Knie und wäscht