1. Bd. 3
- S. 121
1838 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Verei nigte Staaten von Nordamerika. 121
Besitz genommen hatten, weil sie befürchteten, daß Spanien, als die
Spanischen Kolonien in Süd- und Nordamerika sich dem Gehorsam
entzogen, Florida irgend einer Europäischen Macht abtreten würde.
Aber nicht allein in Hinsicht ihres äußern Umfanges sind die ver-
einigten Staaten gewachsen, sondern auch in Hinsicht ihrer innern
Kraft. Tausende von Europäern wandern ihnen jährlich zu, um sich
in ihrem freien Gebiete niederzulassen. Überhaupt ist dieser Staat seit
dem Anfange des 19. Jahrhunderts im raschen Fluge seines Glücks
begriffen .und steht als ein Gegenstand der Macht und Achtung, der
Bewunderung der Völker da, mit blühendem Ackerbau, Künsten, Ge-
werben, Wissenschaften, Schifffahrt und Handel. Nur ein Flecken
haftet noch auf ihm, nämlich die noch in einem Theile dieser Staa-
ten herrschende Sklaverei.
Die vereinigten Staaten unterhalten eine bedeutende und vortreff-
liche Kriegsmarine, hingegen eine geringe Zahl stehender Truppen, so
daß keine Last einer zahlreichen Armee das Land bedrückt, welche die
Sitten verdirbt und die Früchte der Industrie verschlingt. Dafür
aber ist eine desto größere Nationalmiliz (183b war sie 1,336,829
Mann stark) vorhanden, die in Kriegeszeiten zur Vertheidigung des
Staates aufgerufen wird, und in Friedenszeiten sich in den Waffen übt.
Sie bedürfen auch keines großen stehenden Heeres, da die Politik der<
sclben sich in keine fremden Angelegenheiten mischt, sondern sich auf
die Behauptung ihrer Rechte beschränkt, und mit der ganzen Welt im
Frieden lebt. Jetzt sind auch sämmtliche Staatsschulden getilgt und
dieser Staat bietet das seltene Beispiel eines schuldenfreien Staates
dar, in welchem die jährliche Staatseinnahme um ein Großes beträcht-
licher, als die Staatsausgabe ist. Von dekr Riesenschritten, welche
dieser junge Staat in Bevölkerung und Handel macht, zeugen fol-
gende statistische Angaben. 1830 belief sich die Volksmenge auf
fast 13 Millionen. Jetzt, im I. 1837 betragt sie 16^ Millionen,
worunter 2 Millionen Negersklaven und 400,000 Indianer. Der
Werth der Einfuhr stieg im I. 1836 auf 173 und der Ausfuhr auf
122 Millionen Dollars (ein Dollar = 1 Speciesthaler), worunter
allein für 60^ Millionen Baumwolle. Nur England und Frankreich
haben eine stärkere Ein- und Ausfuhr. In Hinsicht der Größe der
Schifffahrt folgt Nordamerika auf Großbritannien, so wie auch dieses
letztere Land allein die vereinigten Staaten an Länge der Eisenbahnen
und Kanalverbindung übertrifft. Gegenwärtig haben in diesen Nord-
amerikanischen Staaten die Eisenbahnen zusammen eine Länge von
290 und die Kanäle von 430 Meilen. Aber mehr als 640 M.
Länge an Eisenbahnen sind im Bau begriffen, wobei indeß durch die
letzten Handelsstockungen eine bedeutende Störung verursacht worden ist.
Als die vereinigten Staaten durch den Frieden 1782 für unab-
hängig anerkannt wurden, waren es 13, nämlich von N. nach S.:
New-Hampshire (Njuhammschir), Massachusetts (Mässätschusetts),