1. Bd. 3
- S. 124
1838 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Amerika.
lief) in einem schweren und ausgedehnten Flötzboden, der über Urge-
stein lagert, fließt, bald aber sein Bette tiefer in das Urgestein eingräbt,
und nachdem er eine Strecke darüber hingefloflen ist, bei den Fallen
von Peckagama über eine kohlenhaltige Kalksteinbildung hinabstürzt,
welche unterhalb sich weit ausdehnt und wegen ihrer mineralischen
Schätze so berühmt ist. Seine Breite wächst von 60 bis 100 F.
Das Land zu beiden Seiten ist eben und niedrig und mit wildem
Reiß, Binsen, Schwertgras und andern Sumpfpflanzen bewachsen.
Die zweite Abtheilung beginnt bei den Fallen von Peckagama,
wo die ersten Felsenschichten und die erste mit Holz bewachsene Insel
vorkommen, und erstreckt sich bis zu den Fällen von St. Anthony,
welche Entfernung 104 M. beträgt. Die Breite des Stroms nimmt
hier, wegen der zahlreichen Nebenflüsse, die ihm zueilen, von 300—800
F. zu. Bei den Fallen von Peckagama hören die Savannen zu den
beiden Seiten des Flusses aus und man erblickt nun Ulmen-, Ahorn-,
Lerchen-, Eichen-, Pappel- und Eschenwälder. Etwa 21 M. weiter
hinab kommt der schwarze Wallnußbaum und 63 M. weiter der wilde
Feigenbaum zuerst zum Vorschein. Oberhalb der Fälle von St. An-
thony wird der Strom 1500—1800 F. breit, verengt sich aber un-
mittelbar unterhalb der Fälle, ,wo er zwischen Kalkfelsen eingezwängt
wird, auf 600 F. Diese Wasserfälle sind von frühern Reisenden auf
40 bis 50 F. Höhe angegeben, nach neuern und bestimmtern Nach-
richten haben sie jedoch nur 16—17 F. in senkrechter Richtung. Hier
findet man die Ufer mit schroffen Kalkselsen eingefaßt, die sich 100
bis 400 F. hoch emporheben und sich durch Cedern und Fichten aus-
zeichnen, die auf ihren Gipfeln wachsen.
Die dritte Abtheilung des Stroms geht von den St. Anthony-
fällcn bis zu der Einmündung des Missouri, und betragt 200 M.
Ein und zwanzig M. unterhalb der St. Anthonyfälle bildet der Mis-
sissippi den schönen 6 M. langen und \ M. breiten Pepin-See,
dessen östliches Ufer aus einer Reihe von hohen Kalkselsen besteht. Von
dem Punkte an, wo der Mississippi den Pepin-See, den man bloß
als eine Erweiterung des eigentlichen Flußbettes ansehen muß, verlaßt,
werden die ausgedehnten und ihren Platz von Zeit zu Zeit verändern-
den Sandbänke, Inseln, Stromengen, welche der Schifffahrt mehr oder
weniger hinderlich sind, bis zur Mündung hin, immer zahlreicher.
Die vierte Abtheilung des Mississippi beginnt bei dem Zusammen-
flüsse mit dem Missouri, welcher eine größere Wassermasse enthält,
als der Mississippi selbst. Oberhalb' der Mündung des Missouri ist
der Mississippi hell und klar und nur selten von Sandbänken versperrt,
und fließt ruhig, mit mäßiger Strömung seinen Weg. Die User sind
fest und auf beiden Seiten mit breiten, sehr fruchtbaren Boden ent-
haltenden Niederungen umgränzt. In kleinen Entfernungen von ein-
ander enthält er viele kleine, mit einer üppigen Vegetation von Bäu-
meip und Gräsern bedeckte Inseln, die ihm ein überaus schönes Anse-