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1. Bd. 3 - S. 136

1838 - Eisleben : Reichardt
136 Amerika. war der zweite Tag ihrer gefährlichen Wanderung. Den einen ergriff die Angst so gewaltig, daß er schwindelnd in den Abgrund stürzte, an dessen Rande er sich befand. Sein Freund hörte ihn mehrere Sekun- den hindurch fallen und den Schrei ausstoßen: „Gott, »erbarme dich mein!" Ein fernes Getöse des Hinfallens und ein dumpfer Todes- seufzer verkündigte dem Freunde, daß er nun allein sey, in der schreck- lichen^ Finsterniß des endlosen Labyrinths. Er wagte es, an den Ab- grund hinzudringen; er rief mit lauter Stimme des Gefallenen Na- men; doch nur dem loofachen Wiederhall des Gewölbes ertönte der Ruf, und als er verhallt war, folgte die tiefe Stille des Grabes. Der Unglückliche wollte sich feinem Freunde nachstürzen, um mit einem Mal die Qual dieser Einsamkeit zu enden; doch die Liebe zum Leben behielt die Oberhand. Ec versuchte auf Handen und Füßen fortkrie- chend, den Rückweg zu finden; einen ganzen Tag kroch er ohne Unfall fort, und als er nun vor Ermattung nicht weiter konnte, überfiel ihn von Neuem die Verzweiflung. Sein Herz machte sich in inbrünsti- gem Gebet Luft, er gerieth in ein heftiges Weinen, und die Thränen erleichterten feinen Kummer; neu gestärkt kroch er weiter über die ver- letzenden Felstrümmec durch die schauderhafte Finsterniß. Ihm fiel ein, daß um in die Höhle zu gelangen, man mehrere dicht verwach- sene Gebüsche durchdringen muß. Diese wollten sich noch immer nicht zeigen; da fiel ihm ein, er könne einen unrechten Weg eingeschlagen haben, der ihn immer weiter vom Ausgange entferne. Dieser Gedanke vernichtete auf einmal seine Kraft; kalter Schweiß bedeckte feine Stirn; noch nie schien ihm der schrecklichste Tod so nahe; doch dieser Krisis folgte ein Anfall leidenschaftlicher Ermannung. Mit einer Art Wuth kroch er weiter, und als er sich um den Vorsprung einer Felsenwand drehte, welcher er Stunden lang gefolgt war, bot sich der glanzende Morgenstern seinen Blicken dar; er war am Eingänge der Höhle und sah sich so unvermuthet gerettet. Das zweite Hauptgebirge der vereinigten Staaten, die Rocky Mountains oder das Felsengebirge, übertrifft die Alleghanys bei Weitem an Höhe/ Ausdehnung und Wildheit. Dieses Gebirge, das wir schon oben (S. 26) erwähnt haben, ist eine nördliche Fortse- tzung der Mexikanischen Cordilleren und hat seinen Hauptzug von S. gegen N. bis zum Eismeere, wo jedoch das Gebirge nicht mehr das Ansehen einer majestätischen Gebirgskette zei^t, sondern sich in Grup- pen theilt, die stets in einiger Entfernung von einander stehen, und wo die höchsten, den Mackenziesluß begranzenden Berge nicht höher als 2000 F. steigen. Man kennt bis -jetzt das Felsengebirge nach seiner Beschaffenheit, Höhe und Ausdehnung zu wenig; vornehmlich ist der nördliche Theil desselben, der das Binnenland der freien Indianer (das Jagdgebiet der Hudsonsbaigeseuschaft (B. Hi. S. 75) durchsteht, gar nicht erforscht und untersucht. Am meisten bekannt ist der Theil des- selben, der zu dem Gchiete der vereinigten Staaten gehört und in
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