1. Bd. 3
- S. 162
1838 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Amerika.
südlichen Staaten, die wir mit dem Namen Virginier bezeichnen, und
endlich den Bewohnern der westlichen Staaten, welche zum Theil als
Kolonien der Uankees (z. B. Michigan, Ohio, Indiana, Illinois)
oder der Virginier (z. B. Kentucky, Tennessee rc.) angesehen werden
können. Der Pankee und der Virginier sind zwei einander sehr un-
ähnliche Wesen, welche sich nicht sonderlich lieben und häufig im
Streite mit einander sind. Der Virginier von reiner Race ist offen
und herzlich, höflich in seinem Benehmen, edel in seinen Gesinnungen
und großartig in seinen Gefühlen. Von Jugend auf von Sklaven
umgeben, welche ibm jede Handarbeit ersparen, ist er nicht sonderlich
thätig, aber großmüthig und freigebig. Gastfreundschaft ist für ihn
eine Pflicht und ein Vergnügen. Hat er seinen Geist durch Studien
gebildet, sind seine Formen durch eine Reise nach Europa schmiegsamer
geworden, so wird er allenthalben mit Vortheil auftreten; lebhaften
Geistes und warmen Herzens besitzt er meistens kein geringes Redner-
talent und hat er vollends einen gewissen Ordnungsgeist und etwas
von der den Pankees so gewöhnlichen ausdauernden Thätigkeit, so
vereinigt er alle zu einem ansgezeichneten Staatsmanne nöthigen Ei-
genschaften.
Der Pankee dagegen ist zurückhaltend, verschlossen, mißtrauisch,
in seinem Benehmen kalt und nicht sonderlich zuvorkommend, dabei
vorsichtig, klug, schlau, stets berechnend. Als Kolonist ist er bewun-
dernswerth, für ihn giebt es keine Ermattung und keine Verlegenheit.
Er weiß sich immer zu helfen. Der Vorzug, welchen der Pankee ssls
Kolonist behauptet, war Ursache, daß er den neuen Staaten den Stem-
pel seiner Sitten und Gewohnheiten aufgedrückt hat; durch ihn wur-
den sie streng religiös und selbst bigott, durch ihn wurden alle, selbst
die unschuldigsten Vergnügungen für unmoralisch erklärt, die Gefäng-
nisse verbessert, die Schulen vermehrt, die Mäßigkeitsvereine verbreitet,
und durch ihn und durch sein Geld gründen die Missionärs in der
Südsee in aller Stille Kolonien zum Vortheil der Union.
Unter allen gesellschaftlichen und politischen Einrichtungen in den
Frauen wirbelten rund um in dem innern Ringe, die Männer in
dem äußern; darauf wechselten sie die Rollen, und die Männer
schwangen sich im innern Kreise, die Frauen im äußern umher. Dann
wandelten sich die zwei Ringe in einen und durch ein geschicktes Ma-
növer kehrten die Männer plötzlich rechts um und trafen am entge-
gengesetzten Ende des Saales auf die Frauen, wirbelten umher, be-
gegneten sich, wandten sich ab und wogten mit den Händen, den
Köpfen, Körpern und Beinen, und summten und brummten, lauter
Und lauter, so wie der Tanz sie mehr und mehr aufregte. In ge-
wissen Zwischenräumen blieben sie plötzlich stehen, begrüßten sich wech-
selsweise, sangen einige Strophen und begannen dann die Ceremonien
wieder. Hierauf sangen sie wieder und tanzten reihenweise auf ihren
Plätzen. Endlich schloß der seltsame Gottesdienst mit den förmlich-
sten Verbeugungen und Begrüßungen von Seiten der beiden Ge-
schlechter!"