1. Bd. 3
- S. 166
1838 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
166
Amerika.
15,000 Menschen stark, wohnten in den Staaten Mississippi und
Alabama und hatten schon einige bedeutende Schritte in der Civilisation
gemacht, lebten in Städten und Dörfern und beschäftigten sich mit
Ackerbau und Viehzucht, wurden aber schon 1832 zum Auswandern
auf die Westseite des Mississippi genöthigt. Hingegen von den Creeks
waren 1836 erst 3600 und von den Cherokees oder Tscherokesen erst
6000 ausgewandert, und 1836 befanden sich noch 21,000 Creeks
und 18,000 Cherokees auf der Ostseite des Mississippi in ihren Re-
servatgcbieten in den Staaten Georgia, Alabama und Tennessee.
Sowohl die Creeks als die Cherokees haben sich in den letzt verflos-
senen zwanzig Jahren mehr und mehr der Civilisation genähert, vor-
züglich die Cherokees, die nicht allein in dem Ackerbau, in der Vieh-
zucht und in Gewerben, sondern auch in der Religion und in der
geistigen Bildung bedeutende Fortschritte gemacht hatten, so daß sie
in bequem gebauten Häusern, Dörfern und Städten wohnten und
1829 an 22,000 Stück Hornvieh, 7600 Pferde, 46,000 Schweine,
2600 Schafe, viele Webestühle, Säge- und Kornmühlen, Schmieden,
Schulen und Kirchen hatten, indem durch Missionärs das Christen-
thum unter ihnen eingeführt wurde. Sie zogen Baumwolle, Tabak,
Indigo, Getreide, besaßen Obstgärten und ihre Dörfer waren durch
Straßen mit einander verbunden, und 1827 hatten sie sich eine Kon-
stitution gegeben, welche ganz nach der Form der der Vereinigten Staa-
ten gebildet ist. Eine Schriftsprache war unter ihnen eingeführt, und
in ihrem Hauptorte Neu-Echota befand sich eine Buchdruckerei, in
welcher eine politische Zeitschrift erschien. Allein ungeachtet der bedeu-
tenden Fortschritte, welche sie in der Civilisation gemacht haben, unge-
achtet der gewissen Aussicht, daß sie sich nach und nach zu nützlichen
Staatsbürgern heranbilden würden, ungeachtet der vielen Verträge,
wodurch ihnen von der Regierung ihr Eigenthum und ihre Freiheit
und Unabhängigkeit garantirt worden waren, ließ die Begierde nach
ihren Ländereien die Nordamerikaner diese Verträge nicht achten und
man suchte auf alle Weise sie aus ihrem Eigenthum zu verdrängen,
so daß diese Indianer endlich sich genöthigt sahen, eine bestimmte
Summe für ihr Land anzunehmen, und es wurde 1836 bestimmt,
daß sie von dieser Zeit an längstens binnen 2 Jahren in die ihnen
jenseits des Mississippi angewiesenen Gebiete gehen und so ihre Hei-
math verlassen und mehrere hundert-Meilen auswandern sollten, eine
Ungerechtigkeit, die der Amerikanischen Regierung wahrlich -zur Unehre
gereicht. Die Ausführung dieser ungerechten Maßregeln findet bei dem
entschiedenen Widerwillen der Indianer, ihre jetzigen Wohnsitze zu ver-
lassen, große Schwierigkeiten und kann zum Theil nur durch Gewalt
bewerkstelligt werden. Ja, die Sem in ölen, ein Jndianerstamm in
Florida und ein Theil der Creeks haben, zur Vertheidigung ihres Lan-
des, muthig die Waffen ergriffen und kämpfen einen Verzweiflungs-
kampf, der schon einige Jahre dauert, und wobei die Nordamerikas-