1. Bd. 3
- S. 167
1838 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Verein igte Staaten von Nordamerika.
schen Truppen öfters den Kürzern gezogen haben. Das Endresultat
aber wird bei der überwiegenden Macht der Nordamerikaner die Be-
siegung und Verjagung dieser Indianischen Kampfer aus ihrem Eigen-
thum seyn.
Außer diesen Indianern, welche einst auf der Ostseite des Mis-
sissippi wohnten und jetzt auf die Westseite desselben schon versetzt
sind oder noch versetzt werden sollen, und deren Zahl zusammen
111.600 Individuen stark ist, betragt die Zahl der ursprünglich auf
der Westseite des Mississippi bis zum Felsengebirge in gänzlicher Frei-
heit lebenden Indianer 150,000 Köpfe, gleichfalls zu vielerlei Stam-
men gehörend, so daß also im Umfange der Vereinigten Staaten
261.600 Indianer leben, und rechnet man hierzu die Indianer jen-
seits des Felsengebirges bis zum stillen Meere, deren Zahl auf
180,000 angeschlagen wird: so würde die gestammte Indianer-Bevöl-
kerung in den Vereinigten Staaten sich auf 341,600 Seelen belau-
fen ; doch laßt sich die Zahl mit völliger Genauigkeit und Sicherheit
nicht wohl bestimmen.
Unter den ursprünglich auf der Westseite des Mississippi lebenden
Indianerstämmen sind die stärksten die Blackseet (Schwarzfüße), die
Sioux, die Mandans, die Minatares oder Dickbäuche und
die Panis oder Pa w ne es. Doch bevor wir unsern Lesern von
diesen einige Nachrichten mittheilen, wollen wir, wiewohl wir schon
oben (S. 75) eine kurze Schilderung von den Indianern überhaupt
gemacht haben, hier noch einige allgemeine Bemerkungen von den in
den Vereinigten Staaten lebenden Indianern vorausschicken. Sie
zeichnen sich durch ziemlich regelmäßige, oft schöne Gesichtszüge aus;
doch sind durchgängig die Backenknochen etwas vorstehend, die Stirne
breit, das Gesicht mehr oval als länglich, die Nase meistens hervor-
ragend, etwas gebogen und an den Nasenlöchern von einer bemerkens-
werthen Breite, welche die Indianische Race von allen andern unter-
scheidet. Die Lippen sind weit dünner als bei den Negern; das Auge
jederzeit schwarz und ausdrucksvoll, der Körpet ist besonders bei dem
männlichen Geschlechte stark und fest gebaut; die Statur schlank und
gerade, die Brust breit und stark und in den Gliedern herrscht viel
Ebenmaß, doch haben beide Geschlechter eine bemerkbare Krümme in
den Beinen. Sie gehen zwar gerade, aber nicht auswärts wie die
Weißen, sondern haben die Gewohnheit, den einen Fuß in gerader
Linie vor den andern zu setzen. Durch diese Verschiedenheit unter-
scheidet man sogleich die Fußstapfen der Indianer von denen der Wei-
ßen. Ihre Hautfarbe ist braunroth oder gelbbraun, unpolirtem Kupfer
nicht unähnlich, heller bei manchen westlichen Stämmen, z. B. den
Sioux, die überhaupt zu den schönsten und kriegerischsten Indianern
gehören, dunkler bei vielen südlichen und merkwürdiger Weise auch ganz
nördlichen Stämmen. Das Haar ist schwarz, glatt und lang, dicker
als bei andern Menschenracen und gleicht beinahe den Mähnen der