Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Bd. 3 - S. 171

1838 - Eisleben : Reichardt
Vereinigte Staaten von Nordamerika. 171 muth ertragen sie Hunger und Durst, Wunden und Schmerzen auf ihren Jagd- und Kriegszügen, ohne nur je Klagen darüber auszusto- ßen. Nichts desto weniger darf man sie weder für unempfindlich noch für wirklich gleichgültig halten; sie beobachten scharf, und kaum der versteckteste Zug entgeht ihrer Aufmerksamkeit oder ihrem Gedächt- niß. Am meisten bei ihnen hervorstechend ist das Gefühl der Rache. Der Indianer ist der unversöhnlichste Feind derjenigen, welche seinen Stamm oder ihn selbst beleidigt haben. Nicht durch Fluchen und heftige Aufwallungen macht er dann seinem Herzen Luft; er verbirgt vielmehr mit schrecklicher Ruhe seine Gefühle; aber weder Zeit noch Entfernung ist im Stande, ihn die Befriedigung seiner Rache ver- gessen zu lassen, nur der Tod seines Feindes kann ihn zufrieden stel- len. Um dazu zu gelangen, durchwandert er Wälder und Steppen, übersteigt Gebirge, durchschwimmt Ströme, Hunger und Durst erträgt er mit Freuden, Tage und Wochen lang lauert er nächtlicher Weile, bis er endlich seines Beleidigers habhaft wird und mit den schrecklich- sten Grausamkeiten seine Rache befriedigt. Bleibt das Bemühen, skinen Feind aufzufinden, fruchtlos, so ist deswegen die Rache nicht ausgegeben, sie erbt von Vater auf Sohn, von einer Generation auf die andere und auf den ganzen Stamm fort, bis sich Gelegenheit findet, sie zu befriedigen, und natürlich giebt dies immer wieder Ver- anlassung zu ähnlichen Bestrebungen von Seiten der Gegner, so daß Ursachen zu Feindschaft und Krieg nie fehlen, und es, erklärlich wird, wie diese unglückliche Menschenrace sich auch ohne Zuthun der Weißen immer mehr aufreibt. Eben so unversöhnlich und grausam, wie der Indianer gegen, seine Feinde, so standhaft und anhänglich beweist er sich gegen seine Freunde. Einen ihm geleisteten Dienst, gleichviel ob von Seinesglei- chen oder von einem Weißen, vergißt er nie; in jeder Gefahr setzt er sein Leben für seinen Freund oder Wohlthäter ein, und theilt mit ihm, was er besitzt. Nicht selten werden unter den jungen Kriegern Freundschaftsbündnisse geschlossen, worin sie sich für ihr ganzes Leben zu gegenseitiger Hülfe in Gefahren, zum gemeinschaftlichen Tragen von Freude und Leid verbinden; nichts ist alsdann im Stande, sie zu trennen; selbst dem Tode gehen sie mit dem Wunsche entgegen, daß keiner den andern überleben möge. Sie haben ja überhaupt keine Furcht vor dem Tode, da sie diesen als den Übergang zu einem glück- lichern Leben ansetzn, in welchem sich die Guten und Tapfern wieder finden und in immerwährender Freude und im Überflüsse beisammen leben. Es scheint in diesem Glauben eine Ahnung der Unsterblichkeit der Seele zu liegen, worauf so wie auf eine gewisse dunkle Vorstel- lung von einem höchsten Wesen, dem großen Geiste, sich ihre re- ligiösen Begriffe beschränken, die indeß reichlich mit dem Glauben an Zauberei, Träume, Amulete und mit Aberglauben jeder Art vermischt sind. Von dem großen Geiste erwarten sie glückliche Jagd und Sieg
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer