1. Bd. 3
- S. 173
1838 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Vereinigte Staaten von Nordamerika. 173
nem Feste, wobei kriegerische Gesänge und Tanze aufgesührt werden,
beschlossen.
Bei allen öffentlichen Berathungen spielt, außer dem Tomahawk,
noch die Friedenspfeife, Kalumet (S. 80) eine Hauptrolle; sie darf
bei keiner feierlichen Gelegenheit fehlen und wird als das Symbol
der Freundschaft und des Friedens gegen Fremde und der Einigkeit
und Bruderliebe unter einander angesehen. Was bei dem Araber das
Salz, ist bei dem Indianer die Tabakspfeife; ein Zug aus derselben
mit ihm geraucht, verbürgt Schutz und Freundschaft. Meistens ist
der Kopf dieser Pfeife aus einer Art schönen rothen Thons geschnitten,
der an der Lust verhärtet; die Röhre ist von leichtem Holze oder
von Rohr, mit verschiedenen Farben bemalt und mit Schnitzwerk,
Federn, Quasten rc. verziert. Nach den Farben am Tomahawk und
an der Pfeife kann der mit den Gebrauchen der Indianer Vertraute
erkennen, ob die Verhandlungen kriegerischer oder friedlicher Natur
sind. Die mit Tabak oder andern Krautern gestopfte Pfeife wird
herumgereicht; jeder thut der Reihe nach einige Züge daraus und
überreicht sie dem Nachbar, bis sie zuletzt an den Häuptling zurück-
kommt. Das Rauchen aus der Friedenspfeife ist ein feierlicher Akt
und eben so heilig bei den Indianern, als der Eid bei civilisi'rten Völ-
kern; alle Vertrage und Beschlüsse werden bei ihnen durch diese Feier-
lichkeit besiegelt.
In der That sind die Indianer ein interessantes und kräftiges
Volk, dessen Erhaltung und Ausbildung gewiß jeder Menschenfreund
wünschen wird. Leider aber ist es eine unbestrittene Erfahrung, daß
sie, seit man sie kennt, durch Kriege unter einander, durch Krankheit
und Hunger, durch Krieg mit den Weißen und durch die Bekanntschaft'
mit dem Branntwein an Anzahl immer abgenommen haben; viele
vordem bekannte Stamme sind schon erloschen, und nur zu bald,
vielleicht schon nach wenig Jahrhunderten, wird die Zeit kommen, wo
ihr Daseyn nur noch in den Bereich der Geschichte gehört. Selbst
die Steppen und Gebirge des fernen Westens werden aufhören, ihre
Zufluchtsstätte zu seyn vor dem Vordringen der Civilisation. Ihre
Wälder werden gefallt werden, ihr Wild wird verschwinden — und
dann wird der letzte Indianer auf dem äußersten Rande des stillen
Meeres stehen und seine Sonne wird untergegangen seyn für immer.
Zum Schlüsse fügen wir noch einige Nachrichten von den bis
jetzt stärksten dieser in völliger Unabhängigkeit zwischen dem Mississippi
und den Felsengebirgen lebenden Indianerstammen hinzu. Der zahl-
reichste Stamm derselben sind die Blackfeet oder Schwarzfüße,
deren Anzahl auf 30,000 Köpfer angeschlagen wird. Doch umfaßt
man, nach Bonneville unter diesem allgemeinen Namen mehrere
Stämme, als die Surcies, Peagans, Blutindianer und
Dickbauche der Prärien (nicht zu verwechseln mit den Dickbau-
chen am untern Theile des Missouri oder den Minetarees), welche an