1. Bd. 3
- S. 175
1838 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Vereinigte Staaten von Nordamerika.
bestimmt, die Fremden aufzunehmen. Ihre Aussprache mit Kehllau-
ten, das Ganze ihrer Züge, ihre Sitten und Sagen, alles beurkundet,
daß sie aus dem nordwestlichen Amerika, vielleicht gar aus Asien hie-
her eingewandert und wahrscheinlich Mongolischer Abstammung sind.
Übrigens theilen sie sich, nach der Nachricht, die ein Amerikanisches
Blatt hierüber mittheilt, in 6 Stamme, wovon mehrere wieder ver-
schiedene Unterabtheilungen haben. Nach demselben Blatte soll auch
ihr Land sich nur vom 43° bis 46° N. Br. erstrecken. Alle ihre
Stamme sind von einander unabhängig, halten sich aber im Fall
eines feindlichen Angriffs verpflichtet, ihr Land gemeinschaftlich zu ver-
theidigen.
Die Man da ns, gegen 15,000 Individuen stark, wohnen in
Dörfern längs des Missouri, die Minetarees, von gleicher Starke,
wohnen in der Nahe der Mandans, in der Gegend der Flüsse Knise
und Klein-Missouri, und heißen auch Dickbauche, wiewohl dieser
Name wenig passend ist, weil sie sich nicht durch größere Beleibtheit
vor andern Indianerstämmen auszeichnen; und endlich die Panis
oder Pawnees, gegen 10,000 Köpfe stark, von den Spaniern
Towiaches genannt, leben westlich von den Osagen, am Kanzas,
am südlichen Ufer des Platte und am rothen Flusse. Sie sind im
Besitze vieler Pferde und Maulthiere, treiben Landbau und ziehen mehr
Mais, Kürbisse, Bohnen und Tabak, als sie zum eignen Gebrauch
bedürfen. Aus den Kürbissen bereiten sie durch Trocknen, Stoßen
und Formen eine feste Masse, welche als Brod benutzt und von vie-
len andern Indianern sehr gesucht wird. Ihren Tabak schneiden sie
fein wie Thee und füllen ihn in lederne Beutel von einer gewissen
Größe, welche einen ihrer bedeutendsten Handelsartikel ausmachen.
Eine der ansehnlichsten und ältesten Städte der Vereinigten
Staaten und die größte Stadt Neu-Englands ist Boston, die Haupt-
stadt von Massachusetts. Sie liegt am westlichen Ende einer Halb-
insel, die über 1 Stunde lang und \ Stunde breit ist und durch eine
schmale Landzunge mit dem festen Lande zusammenhängt. In die
Bai ergießen sich hier drei kleine Flüsse der Charles, Mistic und Ne-
ponset, von denen ersterer die West- und Nordseite der Stadt bespült.
Der Hafen Bostons, ist einer der besten der Vereinigten Staaten
und für die größten Schiffe von hinlänglicher Tiefe, kann 500 Schiffe
aufnehmen und hat einen so schmalen Eingang, daß nur 2 Schiffe
zugleich in den Hafen einsegeln können, in welchem so wie in der Bai,
eine Menge Inseln liegen, von welchen jedoch nur 15 den Namen
Inseln verdienen, indem die andern nichts als Felsen oder kleine mit
Gras bewachsene Sandbänke sind. Die 15 größern Inseln bieten
herrliche Weiden, sind bewohnt und liefern Heu und Getreide in
Menge. Im Sommer werden von den Einwohnern der Stadt Ver-
gnügungsfahrten dahin unternommen. Der Eingang des Hafens wird
durch 2 auf Inseln gelegene Forts vertheidigt, und aus einer andern