1. Bd. 3
- S. 183
1838 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Vereinigte Staaten von Nordamerika. 183
Messer und 290 F. Lange, binnen 24 Stunden, eine Quantität von
8 Millionen Gallonen *) Flußwassers in die auf dem Rücken des
Hügels gelegenen, ein Terrain von 300,000 □§. einnehmenden und
überhaupt 20 Millionen Gallonen fassenden 4 Reservoirs oder Bassins
hinaufheben. Das die Maschinerie enthaltende Gebäude ist auch durch
edle äußere Verhältnisse eine Zierde der Stadt und der Gegend. Die
Reservoirs sind in mäßiger Abstufung unter einander angelegt; das
Wasser gelangt aus dem Pumpwerk zuerst in das obere, und wo es
hernach dem zweiten und dritten bis zuletzt 1>em vierten zufließt, und
aus diesem erst in die nach der Stadt auslausenden Leitungsröhren
tritt. Die Kommunikationskanäle zwischen den 4 Bassins sind mit
Filtrirapparaten versehen, so daß das Flußwasser, wenn es zur Stadt
gelangt, schon eine 4fache Reinigung bestanden hat und äußerst klar
und wohlschmeckend ist. Die vom vierten Reservoir ausgehenden Röh-
ren, welche jedem Punkte der Stadt, ja jeder einzelnen Familie, wenn
es verlangt wird, bis unters Dach das Trinkwasser bringen, sind in
ihren verschiedenen Zweigungen über 7 M. lang. Übrigens ist bei
dieser vortrefflichen Anlage nicht allein auf den Nutzen, sondern auch
auf Verschönerung gesehen, indem man den größten Theil des Hügels
Fairmount gartenartig angepflanzt hat, mit schönen Alleen und Ter-
rassen. Von einigen Punkten ist die Aussicht entzückend, dicht unter
sich hat man den Schuylkill, seine beiden kühn darüber angelegten
Hängebrücken und seine reich angebaute Userlandschaft; zur Seite
Pratts schönen Park und Landsitz, vor sich das imposante Panorama
der herrlichen Stadt und jenseits den mit Schiffen bedeckten Delaware.
Und so ist jetzt der Fairmount ein Lieblingsspaziergang der Philadel-
phier geworden. Überhaupt ist die Umgegend dieser Stadt mit vielen
Landsitzen angefüllt und gartenmaßig angebaut.
Auch Philadelphia gehört zu den Städten, die äußerst schnell
zugenommen haben und noch täglich wächst es an Größe, so daß man
annehmen kann, daß jetzt jährlich 1000 neue Häuser gebaut werden.
1683 hatte es 80 H. und 600 E., hundert Jahre darnach (1783)
bereits 6000 Häuser und 42,000 E.. 1830 aber über 30,000 H.
und 161,000 E. Jetzt enthält es über 36,000 H. und 210,000 E.
Der reichste Bewohner dieser Stadt war der 1831 verstorbene Ste-
phan Girard aus Bordeaux in Frankreich gebürtig. Als ein armer
Seemann kam er nach Philadelphia, legte hier eine kleine Brannt-
weinschenke an, ward Klein-, dann Großhändler und endlich einer der
reichsten Banquiers in den Vereinigten Staaten vielleicht in der Welt,
dessen Wechsel auf allen Handelsplätzen als das erste Papier galten.
Sein hinterlassenes Vermögen, welches 13 bis 16 Millionen Dollars
beträgt, hat er der Stadt Philadelphia zu wohlthätigen Zwecken ver-
macht. Zwei Millionen Dollars insbesondere hat er zur Gründung
*) Ein Gallon — 4 Maaß.