1. Bd. 3
- S. 188
1838 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Amerika.
bewegungen mehr zu fühlen, als es hier der Fall ist: so ein herrlicher
Bogen, so erhaben, so leicht als wenn er sich bis zum Himmel erheben
wollte! Die Entzückung des Beschauers ist wirklich' unbeschreiblich.
Die Spaltung, die auf eine ansehnliche Entfernung ober- und unter-
halb der Brücke eng, tief und gerade aus laust, öffnet eine kleine,
aber sehr hübsche Aussicht aus einer Seite auf die Nordberge und auf
der andern auf die blauen Berge, deren respektiver Abstand gegen
1 M. betragt.
Doch ein noch merkwürdigeres Werk der Natur ist eine zweite Fel-
senbrücke, die sich in dem südwestlichen Winkel Virginiens, 35 M.
südwestlich von der so eben beschriebenen Felsenbrücke befindet, und
diese um 134 F. an Höhe übertrifft. Sie geht über den Stock-
Creek der aus dem Powell-Gebirge, einem Seitenaste des Cumberland-
Gebirgs (s. oben) hervorbricht und dann längs einer Nebenreihe des-
selben, 1 Stunde weiter südlich fließend, in den Clinch (Nebenfluß des
Tennessee) fallt. Dieser Creek ist gewöhnlich 120—150 F. breit und
steigt bei Regengüssen über 10 F. hoch. Die Brücke erhebt sich 339 F.
über den Creek. Ihr Gewölbe, von der Südwestseite betrachtet, hangt
von dem höchsten Standpunkt des Creeks gemessen 87 F. über der
Sehne des Bogens und ist so regelmäßig gestaltet, als wäre es ein
Weck der Baukunst. Der Bogen liegt an der Außenseite etwa
200 F. hoch, sinkt aber 106 F. vom Eingänge auf 60 Fuß. Die
Kluft unterhalb geht in gerader Richtung 406 F. einwärts und dann
in einem rechten Winkel noch 300 F. Die Oberflache der Brücke
ist regelmäßig gewölbt; ihre größte Höhe am nordöstlichen Eingänge
des Gewölbes 75 F.^ die Decke des Felsens, woraus sie besteht, etwa
50 F. Der Fels ist gelber, feinkörniger Kalkstein, oben mit Wald
bedeckt, durch den mitten hindurch der Fahrweg geht. Die Südwest-
seite des Gewölbes gewahrt einen schauerlich schönen Anblick; Niesen-
Cedern, stets grün belaubt, welche über die Tiefe hangen, verschönern
die romantische Landschaft.
Die wichtigste und größte Stadt in den südlichen Staaten ist
Neu-Orleans, welche in Louisiana, am linken Ufer des hier 2700
F. breiten Mississippi, 21 M. von dessen Mündung in den Meerbusen
von Mexiko liegt. Durch die Lev«e, einen starken breiten Damm,
ist der Fluß von der Stadt getrennt und diese dadurch vor seinen
Überschwemmungen geschützt. Neu-Orleans gewahrt vom Mississippi
aus gesehen, einen herrlichen Anblick. Ein Reisender, der sich di-sser
Stadt von dem Mississippi herabkommcnd näherte, macht hiervon fol-
gende Schilderung *): „Der Anblick ist entzückend, wenn man den
Strom hinabfahct, der | Stunde breit, eine ungeheure Wassermasse
*) Sidon, die Vereinigten Staaten von Nordamerika, nach ihrem politi.
schen, religiösen und gesellschaftlichen Verhältniß betrachtet. Stutt-
gart, 1327.