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1. Bd. 3 - S. 194

1838 - Eisleben : Reichardt
194 Amerika. zeichnen mußten, worunter vorzüglich die Tolteken genannt werden, denen man die Erbauung der Pyramiden von Teotihuacan und von Eholula und anderer alten Denkmäler zuschreibt *). Von die- *) Bewundernswerth sind diese Monumente der fernen Vorzeit. Von den in der Provinz Chiapa, in der Nähe von Palenque vorhandenen, haben wir schon oben (Bd. Jls. S. 1) unsern Lesern einige Nachrich- ten mitgetheilt. Die Pyramiden von Teotihuacan aber sind nordöstlich von Mexico, in der Nähe des Städtchens Otumba. Die Volkssage schreibt ihre Erbauung den Tolteken zu, so daß ihr Ursprung bis ins 8. oder 9. Jahrhundert unserer Zeitrechnung hinaufreichen würde. Es sind 2 Pyramiden oder Tempel (Teocallis), wovon der eine der Sonne, der andere dem Monde geweiht ist. Jenen nen- nen die Eingebornen das Haus der Sonne, diesen das Haus des Mondes. Der Sonncntempel, der größte, hat eine Höhe von 221 F. und an der Grundfläche eine Länge von mehr als 700 F., nach an- dern Angaben beträgt die Höhe nur 170 bis 180 F. und die. Länge an der Grundfläche 645 F. Die Seiten sind wie bei allen Ägypti- schen, asiatischen und andern Mexikanischen Pyramiden genau nach den 4 Weltgegendcn gerichtet. Das Innere besteht aus Thon mit kleinen Steinen vermischt. Diese Kernmasse ist nach Außen mit einer dicken Mauer von porösem Stein überzogen, auf welcher man außerdem noch Spuren von Kalk bemerkt, womit das Ganze übertüncht gewesen seyn mag. Eine aus großen Quadersteinen erbaute Treppe führte ehemals auf den Gipfel der Pyramiden, die von einer Menge (wohl 200) kleiner Pyramiden umgeben sind, welche kaum 27 bis Z0 F. Höhe haben. Auf den meisten derselben sieht man Hieroglyphen und Scherben von irdenen Gefäßen, welche mit Figuren geziert sind. Die ganze Bauart und Einrichtung dieser Teocallis erinnert nicht nur an die Stufenpyramiden von Sakkara (Bd. Ii. S. 768), sondern noch mehr an den Tempel des Belus oder den sogenannten Babylonischen Thurm. So viel ist gewiß, daß diese beiden großen Pyramiden zu den ältesten Denkmälern Amerikas gehören, welche den übrigen zum Muster gedient haben. — Die große Pyramide von Eholula oder der große Teocalli (in der Provinz Puebla) hat 4 Seiten und zwar nur 172 F. Höhe, aber 1355 F. Breite an der Grundfläche, und besteht aus 4 gleich hohen Absätzen, die nach den Himmelsgegen- den gerichtet sind; 120 Stufen führten auf die Platform dieses Mo- numents, das sich kühn den Pyramiden Ägyptens an die Seite stellen kann. Sie ist auch, wie diese aus ungebrannten Ziegeln erbaut, de- ren Schichten mit Thonlagen abwechseln. Auf ihrem abgestumpften Gipfll, der 4200 Quadrat-Meter enthält, und sonst einen dem Que- tzalcoatl gewidmeten Altar trug, steht jetzt eine der heiligen Jungfrau Maria geweihte, mit Cypressen umgebene Kapelle, worin alle Morgen von einem Priester Indianischer Abkunft, der zugleich auf diesem Gipfel der Pyramide wohnt, eine Messe gelesen wird, ein Umstand, der das Monument vor Zerstörung schützt. Auch wallfahrten große Schaaren von Eingebornen aus allen Gegenden nach der Kapelle, und heilige Anhänglichkeit knüpft ihre Herzen noch immer an das Werk ihrer Vorfahren, welche die einst heilige Stadt Eholula bewohnten und wo es außer dem großen Teocalli, so viele Tempel als Tage im Jahre gegeben haben soll. Diese Stadt konnte man daher das Jeru- salem, das Rom und das Mekka von Mexico nennen, wohin aus allen Theilen des Reichs ganze Schaaren von Pilgern strömten, um die heiligen Stellen daselbst zu besuchen, wo Götter und Priester mehr l
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