1. Bd. 3
- S. 202
1838 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Amerika.
eine Opposition, die Mexico für eine Republik und Jturbide für einen
Usurpator erklärte. 1823 mußte Jturbide abdanken, erhielt einen
Jahrgehalt verwilligt und ging nach Europa. Mexico ward nun durch
den Kongreß für einen Bundesstaat erklärt und erhielt als Verfas-
sung die Form einer repräsentativen Föderativ-Republik, die gleich der
der Vereinigten Staaten von Nordamerika die einzelnen Provinzen
Mexicos als eigene Staaten unter ihren Namen vereinte und umschloß.
Im Sommer 1824 landete Jturbide, der Europa wieder verlassen
hatte, unvermuthet auf dem Gebiete der Republik Mexico, wahrschein-
lich in der Absicht, sich des Thrones wieder zu bemächtigen, ward
aber ergriffen und erschossen. Gegen Ende des I. 1823 kapitulirte
das Fort San Juan de Ulua, der letzte Punkt, den die Spanier noch
im Lande besaßen, so daß nun das Gebiet des Staates gänzlich von
Feinden gereinigt sich befand. Dennoch war ihre Lage nicht weniger
als glänzend, vorzüglich wegen der großen Bedrängniß der Finanzen
und der herrschenden bürgerlichen Unruhen, die hauptsächlich durch die
zwei einander bekämpfenden Partheien unterhalten wurden, nämlich
die Escosesos und Porkinos, wovon jene in politischer Hinsicht
den Aristokraten anderer Länder entsprachen, die letztem hingegen aus
den Demokraten der Volksparthei bestanden. 1829 wurden durch ein
Gesetz alle Spanier (Guachapinos nannte man sie) ohne Aus-
nahme und für immer von dem Mexicanischen Gebiete verbannt, und
so verließen 22,000 Spanier das Land, indem sie den ganzen Werth
ihres Eigenthums mit sich nahmen. Der im Sommer 1829 von
Cuba aus unternommene Versuch der Spanier, mit einem starken
Truppencorps, das zu Tampico in Mexico landete, dieses Land aufs
Neue ihrer Herrschaft zu unterwerfen, vereinigte alle Partheien brü-
derlich, so daß diese Spanische Expedition einen schimpflichen und er-
folglosen Ausgang hatte. Seitdem ist jede Gefahr für Mexico von
Seiten eines Spanischen Angriffs zwar verschwunden, jedoch befindet
sich der Staat in einer mißlichen Lage. Die Verfassung hat 1833
eine gänzliche Umgestaltung erhalten, indem die bisherige Föderativ-
Negierung aufgehoben und dagegen eine Central-Regierung eingeführt
worden ist und die bisherigen besondern Staaten Departements ge-
worden sind. Indeß hat diese Veränderung der Staatverfassung viele
Gegner gefunden und 1836 hat sich sogar eine Mexicanische Provinz,
Texas genannt, von dem ganzen Mexicanischen Staate getrennt und sich
für einen eigenen freien Staat erklärt. Die Republik Mexico schickte
zwar unter Anführung des bekannten Santa Anna eine bedeutende
Kciegesmacht gegen die Texaner, allein letztere haben völlig gesiegt und
sogar den General Santa Anna selbst gefangen genommen, der endlich
unter der Bedingung wieder frei gegeben worden ist, daß Mexico Texas
als einen freien, unabhängigen Staat anerkenne. Die Zerrüttung der Fi-
nanzen hat bisher Mexico verhindert, ein neues Kriegsheer gegen Texas
zu schicken, und dieses Land wieder mit seinem Staatengebiete zu vereinigen.