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1. Bd. 3 - S. 205

1838 - Eisleben : Reichardt
Mexico. 205 schöpfen und das durch die Adern tobende Blut sich berubigen zu lassen. Um sich in einer Entfernung von 20 Schritten verständlich zu machen, mußte man sehr stark schreien. Die Luft war hier oben so dünn, daß man vergeblich versuchte, zu pfeifen. Wegen des steilen Abhanges nahmen sie ihre Richtung zuerst westlich und dann wieder östlich und gelangten gegen 2.| Uhr auf die Spitze des Berges. Bis dahin hatten die Reifenden keine Spur von einem Krater entdecken können, und erst in dem Augenblicke, als die höchste Höhe erstiegen ward, that sich plötzlich ein unermeßlicher Abgrund vor ihnen auf, dessen Anblick durch Überraschung und Schauder auf einige Au- genblicke alle ihre Sinnen fesselte. Sie befanden sich nämlich auf dem obersten Rande des Kraters, welcher ein unermeßlicher, fast zirkel- runder Schlund ist und leicht eine Stunde im Umkreise halten und eine senkrechte Tiefe von 900—1000 F. haben kann. Die innern Seitenwände des Kraters gehen fast an allen Seiten senkrecht hinun- ter. Bei der hellen Beleuchtung der Sonne sah man deutlich im Abgrunde 2 Schwefelquellen, welche in weißen Dampfen dem Boden entsteigen und sich in den untern Raumen als Schwefel niederschlagen. Der ganze Boden sowohl als die Seitenwande sind mit Schwefel be- deckt. In dem obern Raume des Kraters sieht man keinen Schwe- fel, dagegen finden sich in den Seitenwanden eine Menge kleiner runder Löcher, woraus schwefliche Wasserdampfe mit Geräusch und Gewalt entweichen. Die Reifenden konnten keine Stetten im Krater entdecken, wodurch es möglich wäre, in die Tiefe desselben sich her- unter zu lassen. Nachdem die Reifenden beim Besteigen des Berges den ganzen letzten Tag hindurch kein lebendes Wesen gesehen hatten und überall Grabesstille geherrscht hatte, machte das plötzliche Getöse in dem Krater einen wunderbaren Eindruck auf sie. Überhaupt hört man von Zeit zu Zeit in ziemlich gleichmäßigen Zwischenräumen ein unterirdisches donnerähnliches Getöse, wie eine Artilleriesalve, welche man aus weiter Ferne vernimmt. Solche unterirdische Donner hört man auch häufig von Mexico aus in der Richtung des Popocatepetl. Derfebe ist keinesweges ein erloschener Vulkan, obfchon seine Ausbrüche vielleicht schon lange vor der Eroberung des Landes aufgehört haben. Nach den Messungen dieser Reifenden erhebt er sich 17,860 Engl. — 16,743 Pariser F. Von seinem Gipfel aus erblickten sie in dem unermeßlichen Gesichtskreise, welcher beinahe von dem Atlantischen bis zum stillen Meere reicht; gegen O. die Höhen des Pic de Ocizaba (16,332 F. hoch) und des Coffre de Perote (12,588 F. hoch); am südlichen Fuße des Berges das Thal von Amilpas; gegen W. die Berge von Ajusco, die Hochebene von Toluca mit ihrem stolzen Schneegebirge des Nevado de Toluca (14,232 F. hoch); ferner zwi- schen S. und W. die Berge der Sierra Madre in den Provinzen Oaxaca, Mexico und Mechoacan. Vor ihnen gegen N. und N.o. breitete sich das Thal von Mexico aus, in dessen Hintergründe man
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