1. Bd. 3
- S. 224
1838 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Amerika.
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men und sich in wenig verborgenen Orten versteckt zu halten. Auf
Reifen führen sie in Pferdedärmen, mit denen sie sich den Leib um-
geben, Wasser mit sich. Ihre Hauptnahrung ist Fleisch, vornehmlich
von Eseln und Maulthieren, wodurch sie einen fo durchdringenden
Geruch verbreiten, daß die Pferde und befonders die Maulthiere plötz-
lich wieder umkehren, sobald sie sie wittern; auf diese Weise entgehen
auch die Reifenden ihren- Schlingen.
Die Comanches oder Tetans, Jetans, östlich von den
Apachen, durchstreifen die westlich und östlich von dem Felfengebirge,
dem östlichen Colorado, dem Rio del Norte gelegenen Gegenden rc.
und gehen oft in die Ebenen von Nieder-Californien und Sonora.
Sie sind Todfeinde von den Apachen, von hohem und edlem Wuchs,
und wohl fast fo weiß wie die Europäer, stolz auf ihre Farbg und
auf ihre Unabhängigkeit, und bestehen wenigstens aus 50,000 Indi-
viduen. Die Krieger tragen statt aller Bedeckung eine Büffelhaut als
Mantel, und haben meistens einen Roßfchweif hinten an dem Kopf
befestigt. Sie ziehen viele Pferde und halten es für unehrlich, zu
Fuße zu gehen. Ihre Speise ist hauptsächlich Büffelfleifch. In Dör-
fern vereinigt, bewohnen sie Zelte, welche sie in alle Gegenden mit-
führen, welche die Büffel bewohnen. Die vornehmen Eomanchen
haben 7 Frauen; der Mann ist Herr über Leben und Tod feiner gan-
zen Familie. Der des Ehebruchs Überführte wird mit dem Tode
bestraft; der Mann begnügt sich gewöhnlich, feiner ungetreuen Frau
die Nase und Ohren abzuschneiden und sie zu verstoßen. Es ist
Pflicht der Frauen, das Grab ihres Mannes zu graben. Mit dem
Leichnam legen sie feine Kleider, Waffen und Lebensmittel hinein. Die
Eomanchen sind tapfer, großmüthig und durchfliegen auf ihren Pferden
die weitesten Entfernungen, um Tod und Verheerungen in den Nieder-
lassungen der Weißen zu verbreiten. Man kann daher diese Gegenden
nur wohl bewaffnet und in Karawanen durchreifen. Übrigens beleidigen
sie Leute, mit denen sie in keinem Kriege stehen, niemals. Selbst
wenn sie gerechten Grund zur Klagö gegen einen Volksstamm haben,
greifen sie ihn nicht hinterlistig an. Sie weichen niemals vor dem
Feinde und verschonen ihn nicht, wenn sie Sieger sind. Ihre Waffen
sind Keulen, Lanzen und kleine Äxte von Stein. Einige haben auch
Feuergewehre. Wenn die Eomanchen mit den Kreolen Handel treiben
wollen, so bestimmen sie selbst den Tag und Ort des Handels, und
lassen Boten an die benachbarten Dörfer abgehen. Die Kreolen füh-
ren an die bestimmte Stelle Pferde, Zeuge, Zuckerfyrup und Brannt-
wein. Der Häuptling der Indianer wählt unter den Gegenständen
diejenigen, welche seinem Stamme nöthig sind; ec giebt im Tausch
Pelzwerk, Korbmacherarbeit und befonders lederne Koffer, von Reifenden
sehr gesucht. Dieser Handel geschieht gewöhnlich ohne Dolmetscher;
alles ist der Willkühr der Eomanchen, welche immer freigebig im
Handel sind, überlassen.
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