1. Bd. 3
- S. 225
1838 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Mexico.
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Die Hauptstadt des Staates und die merkwürdigste Stadt des-
selben heißt Mexico (spr. Mvjico) und wurde 1524 von Cortez auf
den Trümmern der alten Hauptstadt des Mexicanischen Reichs, die
er 1521 zerstört hatte, erbauet. Indeß nimmt sie nur einen Theil
des alten Mexico oder Tenochtitlan, wie es damals hieß, ein, indem
das letztere weit größer war. Dieses alte Mexico lag auf einer Insel-
gruppe des Sees von Tezcuco, wohin vom Lande mehrere über das
Wasser hervorragende, vom Grunde des Sees aus mit Steinen auf-
gebaute Damme führten. Damals bespülten die Wellen dieses Sees
die Mauern der Stadt. Jetzt hat sich der See über Meile von
der Stadt zurückgezogen, so daß sie ganz auf dem festen Lande im
S.w. des Sees von Tezcuco und nördlich von einem andern kleinern
See, Xochimilco genannt, auf einem ebenen Boden, am Kanäle
Viga liegt, der aus dem Ehalcosee in den Tezcucosee führt. Das
Thal von Tenochtitlan oder Mexico, 7000 F. über der Meeresflache
erhaben, liegt auf dem Plateau von Anahuac, auf dem Rücken jener
gewaltigen Cordilleren, die das Thal oder Bassin von Mexico mit
einem ovalen Felsenring kolossaler Bergmassen umgeben. Dieses Thal
hat eine Ovalsorm und ist unstreitig ein gewaltiger Krater der Vor-
welt, ohngefahr 11 M. lang und 8 M. breit, von welchem Raum
5 Seen einen bedeutenden Theil einnehmen, und wahrscheinlich war
einst dieses ganze Thal ein mit Wasser angefülltes Becken, von dem
die gegenwärtigen Seen nur schwache Überreste sind. Der gewaltige
Gebirgskamm, welcher das Thal von Mexico umgiebt und gleichsam
die alten Kraterwände bildet, hat ohngefahr 40 M. im Umfang. Auf
der Südseite, besonders gegen S.o. ist er am höchsten, da er die bei-
den großen Vulkane, den Popocatepetl und Jtztaccihuatl enthalt, an
welche sich die übrigen Kegelspitzen bis zum Vulkan von Toluca an-
schließen.
Eine Reihe von 5 Seen, die sich aus dem Mittelpunkte des
Thales stufenweise über einander erheben, durchzieht dasselbe von N.
nach S. Sie heißen der Zumpango, der nördlichste unter allen,
der San Christobal, der Tezcuco, der größte unter ihnen, der
Tochimilco und der Chalco, der südlichste und von dem Zcochi-
milco nur durch einen schmalen Damm abgeschnitten. Die Verschie-
denheit der Höhe der Wasserspiegel dieser Seen verursacht häufige und
große Überschwemmungen der Stadt Mexico. Da nämlich 4 dieser
Seen viel höher liegen als der Tezcuco, der fast einerlei Niveau mit
dem Boden von Mexico hat, so fließen sie in diesen ab und veran-
lassen häufig ein Austreten feiner Gewässer, so daß alle Straßen der
Stadt oft mehrere Fuß hoch damit bedeckt werden. Diesem Nach-
theil hat man daher schon seit Anfang des 17. Jahrhunderts durch
kostspielige Anlegung von Dämmen und besonders eines großen Ab-
zugkanales (Desague) abzuhelfen gesucht. Dieser berühmte Desague,
ein wahres Riesenwerk, das die größte Bewunderung verdient, wurde
Cannabich's Hülfsbuch. Iii. Band. 15