1. Bd. 3
- S. 252
1838 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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. Amerika.
Zwischenräumen von Erdschichten unterbrochener Pechstriche *) bildet.
Ist man einige tausend Schritte von dem Meeresufer über einen
sanften Abhang aus Pechgrund hinaufgegangen, so erreicht man den
Pechsee, der ohngefahc 1000 Schritte lang und 120 breit (nach An-
dern l Stunde lang und eben so breit) ist und ssich durch seine
Mannigfaltigkeit und Veränderlichkeit auszeichnet. Gruppen von schö-
nen, blühenden Staudengewachsen, Büschel von wilden Ananas und
Aloe, Schwarme von prächtigen Schmetterlingen und glanzenden Ko-
libris beleben die vielen kleinen darin befindlichen Inseln. An ver-
schiedenen Stellen zeigen sich tiefe Spalten oder 6 F. tiefe Risse und
Klüfte, die mit vortrefflichem klarem Wasser gefüllt sind und öfters
eine große Menge von Fischen enthalten. Diese Kanäle andern sich
beständig; der welcher heute 8 bis 10 F. Tiefe hatte, ist vielleicht
morgen mit festem Erdpech angefüllt, und andere öffnen sich wieder
da, wo man nur eine feste Masse von Pech wahrnahm. Oft findet
man da, wo am Abend eine kleine Insel sichtbar war, am folgenden
Morgen einen Schlund, und an einer andern Stelle taucht eine Erd-
pechinsel auf, welche sich mit der üppigsten Vegetation schmückt, um
dann wieder in die Tiefe zu versinken. Das Pech ist nicht auf die-
sen See beschrankt, sondern es finden sich auch Lager unter dem
Meere. So ist z. B. zwischen Point Naparima und Kap Brea eine
ausgedehnte Pechbank nur 10—12 F. unter dem Meerwasser, die
man gewöhnlich an einem starken unangenehmen Geruch und an ei-
nem Fetthäutchen auf der Oberflache erkennt.
Dieser Pechsee besteht, außer zahlreichen Wasserpfuhlen und den
tiefen, gleichfalls mit Wasser gefüllten Spalten und Rissen, aus Pech,
das nach den Spalten und Rissen zu urtheilen, sehr tief zu seyn
scheint, und hart genug ist, daß es einen Menschen tragt, wird aber
durch die Hitze der Sonne etwas weicher, so daß manchmal Personen
in geringer Entfernung von einander verschwinden, indem sie in die
durch ihre eigenes Gewicht gebildeten Löcher einsinken. Das Pech ist
eine schwarze oder grauliche feste Masse, die in ebene Stücke bricht
und sich leicht mit einem Messer ritzen läßt. Das Innere erscheint
ölig und blasenförmig. Bei einem hohen Grade der Hitze schmilzt es
unvollständig in eine weiche Masse, die mehr einer weich gewordenen
*) Im Meere, in der Nähe des Kaps Brea, ist ein Schlund oder Srru-
del, der bei stürmischem Wetter das Wasser 5 bis b F. in die Höhe
hoch wirst und jedesmal eine bedeutende Menge Stein- oder Bergöl
ausspeiet. Ein ähnlicher Strudel befindet sich an der Ostküste der
Insel in der Bucht Mayaro, worin jedes Jahr in den Monaten
März und Junius einige Verpuffungen entstehen, die dem Knalle einer
Kanone oder dem des Donners gleichen. Diese Erscheinung ist mit
Flammen und Rauch begleitet, die dann aus den Abgründen herauf«
steigen; und einige Minuten nachher wirft der Strudel Stücke von
schwarzem Erdpcch, das wie Eagat glänzt, an die Küste.