1. Bd. 3
- S. 260
1838 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
260
Amerika.
Wenn das Rohr reif ist, schneidet man cs bis an die Wurzel ad,
aus welcher dann Sprößlinge hervorwachsen, die in Jahresfrist reif
sind und Ratuns heißen. Sie geben fo gut Zucker wie die ge-
pflanzten Rohre, nur ist gemeiniglich die Erndte weniger ergiebig. Das
reife Zuckerrohr wird in Mühlen gebracht, die mit 2 oder 3 Walzen
versehen sind und von Thieren oder durch den Wind oder das Wasser
in Bewegung gesetzt werden und den Saft auspressen, welcher in das
Siedehaus geleitet wird, wo er in verschiedenen Kesseln, indem man
Kalk einrührt und den Schaum abschöpft, gekocht wird, bis er sich
körnen laßt, worauf er vom Feuer abgenommen wird. Der verdickte
Snrup kommt nun in den Kühlbottich. Hier körnt sich der Zucker,
so wie er kalt wird, und unvollkommen halbgeformte Krystalle sondern
sich von dem Syrup ab. Aus dem Kühlbottich oder Abkühler kommt
der Zucker nach dem Trockenhaufe, einem weiten, luftigem Gebäude,
mit einem großen Behälter, um den Syrup zu fassen. Über diesem
Behälter wird ein hölzernes Gitterwerk gelegt und darauf werden leere
Fässer (Oxhoste, die 15) Etr. fassen) gestellt, deren untere Böden
0—8 Löcher haben. In jedes Loch steckt man den Stengel von ei-
nem Pisangblatte. In diese Fässer wird der Zucker aus dem Abküh-
ler geschüttet, der Syrup dringt allmahlig durch die schwammigen
Stengel und tröpfelt in die Behälter. In 3 Wochen wird der Zucker
in diesen offenen Fässern trocken und bekommt den Namen Mus-
kovade, Moskovade (bräunlicher, pulverförmiger Rohzucker), der
alsdann in das Rafsinirhaus gelangt, wo der Zucker in seiner trocke-
nen, weißen und schönen Substanz gewonnen wird. Gewöhnlich aber
wird der Rohzucker nach Europa verführt und in den dasigen Zucker-
siedereien rafsinirt. Bon dem Zuckersäfte oder auch nur aus den Ab-
gängen und dem Bodensätze des Zuckerrohrs (Melasse) erhalt man den
Rum oder Tasia, welcher, um nach der Jamaica-Probe zu werden,
ein zweitesmal rasinirt wird. Sehr beträchtlich ist die Quantität des
Zuckers und Rums von Westindien. Man kann annehmen, daß
Westindien jährlich an 9 bis 10 Millionen Ctr. Zucker, wovon über
4 Millionen auf das Spanische und eben so viel auf das Brittische
Westindien kommen, erzeugt. An Rum liefert allein das Brittische
Westindien 6 Millionen Gallonen oder 24 Millionen Quart. Bon
Kaffee giebt jährlich das Spanische Westindien jetzt über 60, Hayti,
gegen 32, das Brittische Westindien, 31 Millionen Pf., das übrige
Westindien vielleicht 1 Million, fo daß der Gesammtectrag Westindiens
an Kaffee auf 124 Millionen Pf. angeschlagen werden kann. Üdri-
gens haben wir schon oben den Leser mit der Kultur des Kaffeebau-
mes (B. Ii. S. 312), der Baumwolle (B. I. S. 123), des In-
digo (B. Ii. S. 250), des Kakaobaumes (B. Iii. S. 212), des
Piments (B. Iii. S. 245), des Orlean (B. Iii. S. 246) und
des Ingwers (B. Ii. S. 419) bekannt gemacht.
Maron-Neger heißt man ihren Herrn entlaufene Sklaven, die