1. Bd. 3
- S. 285
1838 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Eolombische Republiken.
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ihrer frühesten Jugend an zu Pferde befinden, alle sehr gewandte und
dreiste Reiter. Bei der Aufsicht über ihre Heerden, die fast im Zu-
stande der Wildheit weiden, gewöhnen sie sich früh an eine nomadische
Lebensart und ein unstetes Umherschweifen zu Pferde, wobei sie sich
häufig gegen Räuber zu schützen haben. In dem langen bluti-
gen Kampfe unter der Anführung Bolivars gegen die Spanier hat
sich kein Militär mehr ausgezeichnet, als die aus diesen Llaneros ge-
bildete unregelmäßige Kavallerie. Durch ihren Muth, ihre Thätigkeit,
ihre Gewandtheit im Reiten und ihr geschicktes Manövriren mit ihrer
langen Lanze wurden sie der Schrecken der Spanier vorzüglich ihrer
Reiterei. Der tapfere Paez war Anführer dieser Llaneros.
Man bezeichnet die Llanos in ihren verschiedenen Abtheilungen
mit verschiedenen Namen und halt sie für ehemaligen Grund eines
Binnenmeeres, das sich zwischen den Gebirgen von Venezuela und
Guayana ins Innere gegen den östlichen Abfall der Anden hinaufzog.
Übrigens hängen diese Llanos im S. mit der ungeheuren und weit
größeren Ebene des Maranon zusammen, welche so weit sie zu den Eo-
lombischen Republiken gehört, alles Land zwischen den Anden, dem
Maranon und Pupura einnimmt, aber sich viel weiter erstreckt, näm-
lich über die Hälfte Brasiliens, den östlichen Theil von Peru und den
nördlichen von Bolivia. Diese Ebene des Maranon liegt fünfmal
höher als die der Llanos und ist wahrscheinlich die größte der Erde.
Sie breitet sich an beiden Seiten des Maranon aus und beginnt, da
wo dieser große Strom aus den Anden hervorbricht, bei Borja und
unterscheidet sich auch dadurch von den Llanos, daß sie mit dem herr-
lichsten Boden reichlich begabt und mit ungeheuren Wäldern bedeckt
ist. In ihren unermeßlichen, undurchdringlichen Waldungen, durch
welche nur Ströme die Bahn brechen und diese allein den Weg für
den Reisenden bilden, entfaltet sie, unter einem heißen und feuchten
Klima gelegen, eine Üppigkeit des Pflanzenwuchfes, welcher nichts in
andern Erdtheilen an die Seite gestellt werden kann. Nach Hum-
boldt ist diese einen Wald bildende Ebene des Maranon sechsmal
größer als Frankreich.
Der ganze westliche Theil der Länder, die das Gebiet der drei
Colombischen Republiken ausmachen und sich längs des großen Ozeans
erstrecken, wird von der mächtigen Cordillera des los Andes (B. Hl
S. 18) durchzogen, und hier bietet sich dem Reisenden als die merk-
würdigste Gegend, die berühmte Hochebene von Quito dar, eine
der herrlichsten Gegenden der Erde, wo die Luft sehr rein und gesund
und das Klima äußerst angenehm und unveränderlich ist. Ein regne-
rischer oder auch nur wolkiger Morgen ist etwas Seltenes und selbst
während der Regenzeit, die vom Dezember bis März dauert, in wel-
cher es in der Regel jeden Nachmittag, gewöhnlich bis 5 Uhr regnet,
sind die Morgen und Abende ganz anmuthig. Ein ewiger Frühling
scheint aus dieser Hochebene, die 8 bis 9000 F. über der Meeresfläche