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1. Bd. 3 - S. 346

1838 - Eisleben : Reichardt
346 Amerika. richtet, gar nicht, sondern den Namen, welchen sie einigen natürlich abgegranzten Gegenden gegeben haben, um sie von andern zu unter- scheiden, liegt keinesweges die Absicht politischer Abtheilungen zu Grunde. Ueberhaupt hat man ihnen fälschlich Kenntnisse zugeschrieben, welche niemand unter Wilden suchen wird; denn wenn sie auch eine höhere Civilisation als ihre Nachbarn besitzen, indem sie Ackerbau treiben, feste Wohnungen erbaut und wenigstens Versuche, um zu einer Regierungs- form zu gelangen, gemacht haben, so bleiben sie bei allem dem doch nur ein Haufen von Wilden. Ihr angebliches Regierungssystem, das dem einer Republik aus Griechenlands Jugendzeit ähnlich seyn soll, ist weiter nichts als das Zusammenlaufen einer Horde zum Zwecke eines gemeinschaftlichen Raubzugs." So weit die Nachrichten Pöppigs. Eben so machen gewöhnlich die Geographen, auf die Nachrichten älterer Reifenden sich stützend, eine sehr vortheilhafte Schilderung von der weit vorgeschrittenen Bildung der Araucanen und von ihren sittlich guten Eigenschaften, und nennen sie das gesittetste unter den einge- bornen, unabhängigen Nationen Amerikas, das erste Volk dieses Erd- theils, das keine geringen Kenntnisse in der Astronomie, Geometrie, Arzneikunde besitze und mit Erfolg Rede- und Dichtkunst treibe. Da- bei sey es edelmüthig, unerschrocken, beherzt, freiheitsliebend, treu im Halten seiner Verträge, vorsichtig und scharfsinnig. Hingegen Poppig versichert, daß alles dies, was man in Hinsicht hoher Civilisation von den Araucanen geschrieben habe, sich in Fabeln auflöse. „Kenntnisse, sagt er, wurden ihnen zugeschrieben, welche niemand unter Wilden su- chen wird, die nicht einmal die ersten Versuche zur Festhaltung einiger Bildung durch Erfindung einer geschriebenen Sprache machten. Wun- der werden von kriegerischen Dispositionen erzählt, wo der unbefangene Beobachter nur rohe Räuberhaufen erkennt, die sich am Ende darum gut schlagen, weil sie wissen, daß der siegreiche Feind ihnen keine Ver- zeihung angedeihen lassen wird. Dieselbe Barbarei, welche die übrigen Apo-Ulmenes regierten die Provinzen und die Ulmenes waren die Befehlshaber in den Distrikten der Provinzen. Alle 3 Würden wä- ren für die männlichen Nachkommen erblich. Die Toquis hätten nur eine scheinbare Staatsgewalt; vielmehr befände sich diese in den Hän- den des Adels der ganzen Nation oder aller Oberhäupter. Diese bildeten eine allgemeine Versammlung, die auf einer großen Wiese unter freiem Himmel gehalten würde, worin auch ijeder Bürger das Recht habe, mitzusprechen, und alle Staatsangelegenheiten berathschlagt würden. Das Kriegswesen stehe in Hinsicht vernünftig geregelter Einrichtung weit über ihrer bürgerlichen Verfassung und scheine die Einsicht eines uncivilisirten Volks zu übertreffen. Der große Rath beschließe den Krieg, worauf aus den Toquis oder Ulmenen ein Dik- tator erwählt werde, welcher die Truppenzahl bestimme, die jeder Apo-Ulmen zu liefern habe, indem die Apo-Ulmenes diese geforderte Zahl unter die Ulmenes vertheilen. Der Toqui ernenne einen Gene- rallieutenant, einen Generalstab ?c., und was dergleichen Fabeln mehr sind.
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