1. Bd. 3
- S. 362
1838 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Amerika.
in den obern Gegenden seines Laufs viele Wasserfalle, worunter der
furchtbarste und berühmteste unter 24" S. Br., in der Nahe der
zerstörten Stadt Guayra ist, wo die große Infel Ilha grande do
Salto im Strome liegt. Hier verengt der selbst bei mittlerer Wasser-
höhe schon sehr tiefe und an 12,600 F. breite Strom sich plötzlich
zu nicht mehr als 180 F. Breite und stürzt sich 52 F. hoch schräg
mit einer solchen Gewalt in die Tiefe hinab, daß die Erde erzittert
und man das Getöse auf 6 Stunden weit hört. Dies ist jedoch nur
die Stelle des Wasserfalles, wo der Sturz am gewaltigsten ist. Ge-
nau genommen muß man den ganzen Weg von 33 Stunden, den der
Strom von hier an bis zur Einmündung des Vguazu oder Curitiba zu-
rücklegt, als eine Fortsetzung desselben Falles betrachten. Denn der
Strom hat in dieser ganzen Ausdehnung einen sehr beträchtlichen
Fall und fließt zwischen steilen Felsenusern, die sein Bett bis auf
300 F. verengen. Weiterhin, in der Gegend der Stadt Santa Fe
empfangt der Parana einen zweiten großen Fluß, den Rio Salado
oder den salzigen Fluß, welcher diesen Namen vom salzigen Ge-
schmacke seines Wassers erhalten hat, dessen Lauf noch lange nicht
hinlänglich bekannt ist, und der in seinem obern Theile Calcagui
und weiter abwärts Guapiche oder Huapiche zu heißen scheint.
Ein dritter großer Fluß, der in den Parana geht, ist der Uruguay,
welcher in Brasilien entspringt, auf seinem 170 M. langen Laufe
eine sehr große Strecke die Gränze der la Plata-Provinzen und der
Republik Uruguay macht, und oberhalb der Stadt Buenos Ayres sich
mit dem Parana vereinigt, welcher alsdann nicht mehr Parana, son-
dern la Plata heißt. Der Uruguay ist ungeachtet seiner vielen Strom-
schnellen weit aufwärts schiffbar, und seine Wassermasse ist wenig ge-
ringer als die des Paraguay und seine Strömung heftiger als die des
Parana. In den la Plata selbst ergießt sich noch der Saladillo
oder Rio quinto, dessen Lauf 125 bis 130 M. lang und dessen
Wasser salzig und den größten Theil des Jahres hindurch so seicht ist,
daß es sogar 8 M. von seiner Mündung beim Durchwaten kaum an
die Knöchel reicht und daß selbst in die Mündung kein Boot einlau-
fen kann. Die Ufer des Plata sind sehr niedrig, besonders in der
Provinz Buenos Ayres, welche nur eine unermeßliche, .niedrige und
einförmige Fläche bildet. Nichts ist trauriger für das Auge, als diese
bäum- und grünlosen Sandufer, ohne irgend eine Abwechselung. Der
Plata strömt mit Gewalt zur Mündung in den Atlantischen Ozean
hinaus und vermischt sich bis auf 45 M. nicht mit dem Meerwasser.
Die vornehmsten an dem Parana gelegenen Städte sind: Corrientes,
Santa Fe und Parana (sonst Bajada de Santa Fe), sämmtlich zu
den la Plata-Provinzen gehörig — und am la Plata selbst liegen
Buenos Ayres in der gleichnamigen la Plata-Provinz, und Colo-
nia del Santo Sacramento, Montevideo und Maldonado in der
Republik Uruguay.