1. Bd. 3
- S. 364
1838 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Amerika.
und zwar von der Mündung des Orinoco bis nach Buenos Ayres bestehe;
haben wir schon oben bei Beschreibung des Maranon erwähnt. Die Ge-
sammtlänge des Laufs des la Plata betragt 460 M. und der Flachen-
raum seines Stromgebietes 71,700 Hstm. Nur der Maranon hat ein
größeres Stromgebiet. Die Lange des Laufs des Paraguay schätzt man
auf 186, des Parana bis zum Verein mit dem Paraguay auf 290
und von da bis zur Mündung ins Atlantische Meer auf 170 M.
Der größte Theil der Provinzen des la Plata besteht aus weiten
Ebenen, welche die südliche Hauptmasse der Südamerikanischen Flach-
und Tiefländer (Iii, 17) ausmachen, sich durch einen Mangel an
Waldungen und durch einen Überfluß an Grasern auszeichnen und
unter dem Namen Pampas bekannt sind *). Sie erstrecken sich von
der Bolivianischen Provinz Chiquitos, ohngefahr unter 20" S. Br.,
an der Westseite und zum Theil an der Ostseite des Paraguay und
Parana und von da südlich vom la Plata bis weit nach Patagonien
hinein, ja wahrscheinlich bis zur Magellansstraße, indem sie in ihrem
südlichen Theile von dem Atlantischen Ozeane bis zu den westlichen
Abfallen der Anden sich ausbreiten. Im weitesten Sinne gehören
das südwestliche Brasilien, Uruguay, Paraguay, Chiquitos, Chaco,
der größte Theil der la Plata-Provinzen und Patagoniens zu diesen
großen Tief- und Flachländern, deren Größe man auf 76,000 ssssm.
schätzt. Insbesondere begreift man unter den Pampas die großen
Ebenen der la Plata-Provinzen bis tief nach Patagonien hinein, wo
sie zu Sibirischen Tundras (morastigen Ebenen) Steinwüsten und Salz-
steppen ausarten.
Diese Pampas bieten den einförmigsten Anblick dar, wo man
nur von Strecke zu Strecke elende Hütten, aber keinen Anbau, we-
nige Bäume und Gesträuche antrifft; ein unermeßlicher, öder und
trauriger Horizont dehnt sich aus, dm hie und da zufällig ein vorüber-
eilendec Strauß, oder ein Gaucho, der seine Heerden zusammentreibt,
oder ein Streifzuq der Indianer belebt. Sie sind völlig horizontale
oder wagerechte Ebenen, so daß sich den Gewässern nur an einigen
Stellen etwas Gefälle darbietet. Es giebt daher wenige Flüsse, welche
vermittelst der größern Ströme dieses Theils von Südamerika, die
Seeküste erreichen. Die Menge der übrigen bleibt in der Ebene ste-
hen und verdunstet oder verschwindet, gleich den Steppenflüssen. Da,
wo einiger Fall ist, welcher aber plötzlich aufhört, drängt während der
Regenzeit eine ungeheure Wassermenge hin, und es bilden sich Seen
von außerordentlichem Umfange, welche aber wegen ihrer Seichtigkeit
und des Mangels an Zufluß in der trocknen Jahrszeit ganz verdun-
sten. Der Boden ist mehr oder weniger von Salz- und Salpeter-
*) Das Wort Pampas stammt von der Quichua (Peruanischen
Sprache) und bedeutet große Ebene, nach Andern eine mit Gras
bewachsene Ebene, Savanne.