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1. Bd. 3 - S. 383

1838 - Eisleben : Reichardt
L a Plata-Provinz en. 383 nebst der daran stoßenden Kirche von den Jesuiten erbaut wurde. Die Architektur ist ganz einfach, zeichnet sich jedoch durch ihren moder- nen, Europäischen Styl aus. Die Vorderseite ist ganz von Quadern, und die Fenster sind, wie an allen Spanischen Hausern, mit Balkons versehen. Der Saal der Repräsentanten ist klein, aber zweckmäßig eingerichtet. Auch befindet sich in diesem Gebäude die öffentliche Bi- bliothek, welche 20,000 Bande stark und in 5 Salen aufgestellt ist. Am südlichen Rande des Plateaus oder der Erhöhung, worauf die Stadt erbaut ist, liegen Quintas (Landhäuser), deren Gärten mit Europäischer Vegetation prangen. Mit Vergnügen gewahrt man hier die Obstbäume unserer Gärten, unsere Küchengewächse, überschattet an einigen Stellen von herrlichen Oliven- und Pomeranzenbäumen, deren goldene Früchte schon von Weitem unter Granatblüthen oder den vio- letten Früchten des Feigenbaums hervorblicken. Und um die Gegen- sätze noch zu vermehren, umgiebt eine völlig tropische Vegetation den größer» Theil dieser ausgedehnten Gärten. Die stachelichte Fackeldistel (Eactus) mit ihren hohen Stielen und gelb- und blaßrothen Blüthen dient den meisten Gärten und Höfen der Stadt als Befriedigung, während die Quintas und kleinen Meiereien von breiten Graben um- geben sind, in denen man Agaven (Aloes) mit ihren langen, fleischi- gen und stechenden Blättern gepflanzt hat. In einem Lande, das den Überfällen der Indianer und Gauchos ausgesetzt ist, sind diese Einhegungen allen Mauern weit vorzuziehen. In der Nähe der Stadt gegen S. liegt das hübsche Dorf Barracas, das diesen Na- men von der großen Menge öffentlicher und Privat-Magazine hat, welche an dem Flusse la Boca liegen. Hier ist der Sammelplatz der schönen Welt an Festtagen; die Damen (Portenas) kommen zu Wagen und selbst zu Fuß, die Herren zu Pferde. Man stellt häufig hier Pferderennen an, bei welchen große Wetten gemacht werden, und sieht hier hübsche Landhäuser, auf denen reiche Familien einen Theil des Sommers zubringen. Etwa 4 Stunden weiter erblickt man das Dorf Quilmez. Den Zwischenraum füllen Anpflanzungen von Weiden, wilden Pfirsichbaumen und ländliche Wohnungen auf angenehme Weise. Weiter hinaus in einer Entfernung von 10 Stunden gegen S. und W. begegnet man noch hier und da Spuren der Civilisationen und Bäumen, die einigen Schatten gewähren. Jenseits dieser Gränze aber findet man nichts als Pampas bis zum Fuße der Anden, wenn man sich gegen W. wendet oder bis zum Rio Colorado, wenn man die Richtung gegen Patagonien einschlagt. ' Der Anblick der Straßen der Stadt ändert sich dreimal des Ta- ges: so sehr sie Morgens und Abends belebt sind, so traurig und verödet erscheinen sie zur Zeit der Siesta d. h. zur Zeit der großen Hitze von 2 bis 5 Uhr. Während dieser Ruhezeit ist alles verschlos- sen; die Geschäfte werden eingestellt; die öffentlichen Plätze sind ver- lassen; in den Straßen sieht man nur noch Taglöhner und Lastträger,
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