1. Bd. 3
- S. 385
1838 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Uruguay.
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desüblicher Karren mit ihren grotesken Führern. Den ziemlich breiten
Raum zwischen der Alameda und dem Flusse deckt ein immergrüner
Rasen. An dem Gestade ziehen sich kleine Wohnungen, Werste und
Garten hin. Der Süden wird durch einen fernen Horizont begranzt,
wobei das Auge auf den Weidenwadern der Boca ruht. Gegen N.
sieht man die zahlreichen und sonderbaren Karren aus den nordwestli-
chen Provinzen; sie stehen alle in einer Linie, wahrend ihre Nomaden-
familien, die Gauchos, an in die Erde gesteckten Spießen Stücke
Rindfleisch braten.
Der Handel von Buenos Ayres und der umliegenden Provinzen
hat seit dem Kriege mit Brasilien viel gelitten und ist immer noch
weit hinter dem blühenden Zustande von 1825 zurück. Indessen giebt
es wenige Lander, welche mehr Quellen des Wohlstandes in sich ent-
halten, als die La Plata-Provinzen, wenn sie von Einigkeit beseelt
wären. Außer daß das ungeheure Gebiet derselben zum Anbau tro-
pischer und gemäßigter Gewächse gleich "geeignet ist, daß natürliche,
sich unendlich verzweigende Kanäle wohlfeile Verbindungsmittel darbie-
ten, die bis an die entferntestes Punkte reichen, daß die leichte Ver-
mehrung des Viehs eine unerschöpfliche Quelle von Reichthum ist —
außer allen diesen Mitteln, welche mit Hülse der Industrie und frem-
der Kapitalien ins Leben gerufen werden könnten, besitzt Buenos Ayres
noch den unermeßlichen Vortheil, unter einer bessern Regierung der
allgemeine Stapelplatz nicht nur aller Provinzen des Bundes, sondern
auch von Paraguay, Patagonien und selbst von Bolivia werden zu
können, wenn der Entwurf der Schiffbarmachung und der Kolonisi-
rung der Ströme Vermejo und Pilcomayo, die beide in den Paraguay
sich ergießen, ausgeführt würde.
Die Republik Uruguay.
Sie hat ihren Namen von dem großen Strome Uruguay ange-
nommen, der sie im W. begranzt- und sich mit dem Parana vereinigt,
worauf dieser den Namen des la Piata erhalt, welcher letztere große
Strom mit seiner einem Meerbusen ähnlichen Mündung die Südseite
der Republik Uruguay bespült. Oben ist schon erzählt worden, wie
1516 der Spanier Juan Diaz de Solls als der erste Europäer die
Mündung des la Plata auffand, aber nachdem er an das Land ge-
stiegen, an der Küste zwischen den jetzigen Städten Montevideo und
Maldonado in der gegenwärtigen Republik Uruguay durch die Einge-
bornen seinen Tod fand. Das am linken Ufer des la Plata gelegene
Land war nämlich von einer Menge wilder Indianer, die den Namen
Charruas führten, bewohnt. Dieselben zerstörten auch 1530 das
von Sebastian Cabot, der nach Solls in den neu entdeckten Fluß
eindrang, im I. 1526 erbaute Fort, vertrieben die Spanier und be-
haupteten sich im Besitz ihres Landes. Zwar gründeten 1566 die
Cannabich's Hülfsbuch. Ih. Band. 25
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