1. Bd. 3
- S. 412
1838 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Amerika.
Eisenkies und einen Feuerstein an einander reiben und die Funken
mit einer trocknen moosähnlichen Masse auffangen, welche sogleich leb-
haft brennt. Ihr sämmtlicher Hausrath besteht in mehreren Robben-
oder andern von den Patagoniern eingetauschten Fellen, in einer An-
zahl aus Binsen und aus Gras geflochtenen Körben, in mehreren 1
bis F. im Umfang haltenden Krügen, die aus Baumrinde nicht
ohne Geschicklichkeit und Geschmack verfertigt sind und zum Aufbe-
wahren des Wassers dienen, und 2 bis 3 großen Muscheln, welche
als Trinkschalen gebraucht werden. Außerdem besitzen sie noch einige
kleine aus Hauten oder Fischdärmen gemachte Beutel, in welchen sie
die verschiedenen, zum Bemalen ihres Körpers dienenden Farbenpulver,
ihre aus Muscheln oder Knochen bestehenden Halsbänder, ihre Feuer-
steine aufbewahren. Ihre Hütten findet man zuweilen zu 7 bis 8
zusammen, eine von der andern nur wenige Fuß entfernt, zuweilen
auch einzeln und Meilen weit von jeder andern getrennt. Finden sie
an einer Stelle nichts mehr zu ihrer Nahrung, so ziehen sie mit ihren
Hütten weiter fort, indem sie ihre wenigen Habseligkeiten leicht mit
sich fortschleppen. Sie setzen auch mit ihren Kanots von einer Seite
der Magellansstraße zur andern über und überschiffen die verschiedenen
andern Kanäle, welche die Inseln Feuerlands von einander trennen.
Diese Boote, deren gewöhnliche Länge 14 bis 16 F. beträgt, sind
aus einer nicht über 1 Zoll dicken Baumrinde gemacht, und zwar
aus 3 Stücken, wovon eins den Boden oder Kiel und zwei die Sei-
tenwände bilden. Ihre Geduld und Beharrlichkeit in dem Ablösen
dieser Rinde ist in der That bewundernswerth, und um so mehr, da
sie zu dieser Arbeit kein andres Werkzeug haben, als einen etwas g'-
schärsten Feuerstein, womit sie an beiden Enden einen Einschnitt rund
um den Baum, und einen andern in die Länge desselben machen.
Hierauf streifen sie mit unendlicher Geduld und Vorsicht die Rinde des
Baumes in einem einzigen Stücke und in der zu dem daraus zu er-
bauenden Kanot erforderlichen Länge ab. Sie befestigen dann die
Seitenstücke fast perpendikulär mit dem Boden, indem sie sie mit trock-
nem Schilf oder starken Fasern von Rinde zusammennähen, woraus sie
dann die Fugen mir dürrem Grase und mit Sumpferde, so gut wie
möglich vor dem Eindringen des Wassers verstopfen. Um den Sei-
tenwänden etwas mehr Stärke und Halt zu geben, belegen sie das
Kanot in seiner ganzen Länge und dicht an einander mit Querhölzern,
welche in den Leisten von zwei starken an den Enden dicht verbunde-
nen Balken befestigt sind; das Ganze ist mit Schilfgras zusammen-
gebunden und genaht, auch bringen sie einige Querhölzer zum Sitzen
darin an. Ist das Kanot so weit fertig, so bekleiden sie fast die ganze
innere Seite mit etwa 1 F. breiten Stücken Baumrinde, welche in
die Quere gelegt und in den obgedachten Schiffsleisten befestigt wer-
den. Zuletzt machen sie noch aus kreuzweise und in die Länge über
einander gelegten Brettern eine Art von Fußboden, welcher mit Lehm