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1. Bd. 3 - S. 456

1838 - Eisleben : Reichardt
456 Amerika. Sitten und besondern Gewohnheiten so sehr, daß sie nur Eine Na- tion auszumachen scheinen. Jedoch bemerkt man unter ihnen eine ungemeine Verschiedenheit der Sprachen, indem die Indianer verschie. dener Stamme sich nicht unter einander verstehen. Alle diese Spra- chen sind in ihrem Bau ausnehmend unvollkommen, und ihr Wort- reichthum geht nicht über sinnliche Gegenstände hinaus. Sieht man den Brasilianischen Indianer zuerst, so ist man sehr geneigt, ihn für kupferroth zu halten; seine natürliche Farbe aber ist die eines bräunlich gelben Mulatten. So wenig der Urbewohner Bra- siliens kupferfarben genannt werden kann, so unrecht würde man ihn für bartlos halten, allein es^ ist ein uralter Gebrauch, sich sorgfältig die Haare des Gesichts auszureisen. Die ganze Statur der Indianer zeugt von ihrer außerordentlichen Kraft. Sie sind gewöhnlich von mittlerer Größe, haben breite Schultern und muskulöse Arme von ungewöhnlicher Harte; hingegen die Beine gewöhnlich dünne. Die Hauptkennzeichen ihrer Physiognomie sind: ein abgeplattetes rundes Ge- sicht, dicke Lippen, eine etwas breitgedrückte Nase und schwarze kleine Augen, schwarze, glanzende, so spröde Haare, daß sie immer etwas vom Kopfe abstehen. Ein Hauptkennzeichen des Brasilianischen In- dianers aber sind die hervorstehenden Backenknochen, welche dem Ge- sichte ein breiteres Ansehen geben und mit dem etwas schiefstehenden Auge und dem schwarzen Haare an Mongolische Bildung erinnern. Mit einem starken, geschmeidigen, zu beträchtlicher Ausdauer geschick- ten Körper verbinden sie außerordentliche Körperkraft, Scharfe der Sinne, die den Europäer in Erstaunen setzt, und sehr große Schnel- ligkeit. In Wäldern geboren und erzogen lausen sie in diesen dich- ten, wild verwachsenen Urwäldern mit einer Geschwindigkeit, die an das Unglaubliche gränzt. Ungeachtet der sehr frühen Befriedigung des Geschlechtstriebs, erreichen sie ein hohes Alter; auch sind Krankheiten selten unter ihnen und wenn sie von diesen heimgesucht werden, so beweisen sie große Geschicklichkeit und Erfahrung in Heilung derselben, so wie sie auch selbst sehr gefährliche Wunden auf das Glücklichste heilen. So glücklich sie aber in der Heilung ihrer meisten Krankhei- ten sind, so fürchterlich sind für sie die Pocken, die schreckliche Ver- heerungen unter ihnen anrichten. Daher fürchten sie diese so sehr, daß ein bloßes Gerücht von den herrschenden Pocken in einer Gegend hinreichend ist, die Waldungen auf viele Meilen in der Runde gänz- lich von ihnen geräumt zu sehen. Überhaupt fehlt es ihnen keines- weges an Verstand und guten Geistesanlagen. Manche Volksstamme haben eine sanfte, gutmüthige Gesichlsbildung, andere tragen das Ge- präge einer finstern Schwermut!), Wildheit und Mißtrauens, alle einer unerschütterlichen Ernsthaftigkeit. In fast allen Stämmen gehen beide Geschlechter nackt. Dw Gewohnheit, wie die meisten Völkerstämme Nordamerikas und Afri- kas, den Körper zu tätowiren, bemerkt man bei ihnen nicht; nur die
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