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1. Bd. 3 - S. 467

1838 - Eisleben : Reichardt
i B ra si lien. 467 beiden findet man hin und wieder einige mehr prachtvolle als schöne Gebäude. Dazu könnte man noch die Nua do Ouvidor (Straße des Oberrichters) rechnen, denn sie erhält durch die vielen hier befindlichen Modenwaarenhandlungen, besonders des Abends, wenn diese alle auf das Brillanteste erleuchtet sind, für den Ankömmling einen seltfam magischen Zauber. Auf der geraden Straße befin- den sich unter andern Gebäuden das schöne große Zollhaus und dicht daneben die Bank, ebenfalls ein schönes Gebäude; auch ist am Ende dieser Straße die kaiserliche Kapelle, durch äußere Einfachheit und innere Pracht ausgezeichnet. Überhaupt zeichnen sich die Kirchen nicht sowohl durch ihre Bauart oder durch schöne Gemälde und Bild- hauer-Arbeiten, als durch ihre reichern Vergoldungen und ihre Reich- thümer aus. An großen Festtagen sind sie vom Boden bis zur Decke mit seidenen, kostbaren Tapeten, welche Gold- und Silberborten verzie- ren, ausgeschmückt; der ganze Reichthum der Kirchen prangt auf den Altären, die mit unzähligen Lichtern bedeckt sind, köstlicher Weihrauch erfüllt die Luft und vermischt sich mit dem Wohlgeruche, welchen die dicht gestreuten Blumen und Blüthen verbreiten, während vom Chore heräb eine feierliche Musik ertönt. Kirchenfeste sind hier die einzige Ergötzlichkeit des Volks; ein Drittheil des Jahres wird mit solchen Festen zugebracht, welche stets nach Sonnenuntergang ihren Anfang nehmen; die Kirchen, durch rei- che Gaben der Gläubigen in den Stand gesetzt, keinen Aufwand zu ihrer feierlichen Ausstattung zu scheuen, scheinen sich gegenseitig durch lärmende und prunkvolle Ankündigungen des Festes überbieten zu wol- len; prasselnde Feuerwerke, brennende Holzhaufen und Pechpfannen vor den Kirchenthüren aufgestellt, verbreiten weit umher Licht und Rauch; von allen Seiten wogt die Menge, festlich gekleidet, der Kir- che zu; auf allen Gesichtern glänzt Freude. Das schöne Geschlecht, während des Tages für jedermann unsichtbar, erscheint nun in langen Zügen feierlich einherschreitend, kostbar gekleidet und von Sklavinnen umgeben. In der Kirche empfängt die Andächtigen Musik und der Glanz von unzähligen Kerzen, worauf der Gottesdienst beginnnt und mit Geräusch, Feuerwerk und Jubel der nach Haus zurückkehrenden Menge endet. Das Frohnleichnamfest wird, wie in allen katholischen Landern, mit großer Pracht gefeiert; mit noch größerm Pompe aber wird das Fest des Herzens Jesu begangen. Bei der stattfindenden Prozession trägt der Kaiser mit seinen ersten Beamten selbst den Bal- dachin über dem Hochwürdigsten, sämmtliche Brüderschaften der Stadt eröffnen den Zug mit ihren Fahnen, die Kinder der Vornehmsten um- geben das Allerheiligste, als Engel in große Reifröcke gekleidet, die Haare gepudert, das Gesicht weiß und roth geschminkt; die ganze Garnison bildet Spaliere in den Straßen, durch welche sich die Pro- zesiion bewegt. Sobald das Allerheiligste erscheint, fällt die Mann- 30 *
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