1. Bd. 3
- S. 498
1838 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
498
Australien.
Breite von W. nach O. durchschneiden und es dadurch in einzelne,
schmale Querstreifen theilen. Alle diese Schluchten sind höchstens
am obern Eingänge zugänglich; die untern Theile sind durch Steil-
wände, die Mündungen im O. durch auf einander gethürmte Fels-
blöcke und Trümmer verstopft und ungangbar und die Straßen und
Passe führen daher über die zwischen ihnen liegenden, schmalen Berg-
rücken hin, und sind, wenn man nur die Steilabfalle zu beiden Sei-
ten erstiegen hat, nichts weniger, als unbequem. Dies war es aber,
was die ersten Reisenden nicht ahnen konnten, und weshalb sie ihre
Kräfte so lange erfolglos daran verschwendeten, in die ungangbaren
Thalschluchten einzudringen. Der bekannteste Theil der blauen Berge
ist der zwischen den Flüssen W o lgan und Cox, auf dem die allein er-
forschten Staßen hindurchfühlen, von welchen die nördlichste die Bell-
straße heißt, spater entdeckt wurde und weniger im Gebrauche ist,
die andere schon 1814 angelegt wurde und unter dem Namen der
großen Mestsiraße oder des Passes des Berges Pork bekannt ist. Der
beschwerlichste und gefährlichste Theil dieser Straße ist der Coxpaß,
durch welchen die mit Kunst, spiralförmig angelegte Straße in das
676 F. tiefere Clwyd-Thal den Berg Pork*) hinabführt. Seit
1832 aber hat man eine neue, 3 M. kürzere Straße gebaut, welche
den Steilabfall des Coxpasses vermeidet und das großartigste Werk
dieser Art ist, das Neuholland aufzuweisen hat.
An Saugethieren ist Neuholland arm, und die meisten Arten
desselben gehören zu den Beutelthieren. Das größte der daselbst le-
benden Saugethiere ist das Känguruh, von dem es mehrere Arten
giebt, die alle einander in der Lebensweise gleichen, und alle eßbar,
aber in Hinsicht der Größe sehr verschieden sind. Das große Kän-
guruh hat die Größe eines Hammels, aufgerichtet aber die Größe
eines Mannes und wiegt 150 bis 180 Pfund. Die Haare sind
lang, dicht und am obern Theile des Körpers graubraun, am untern
weißlich; der Kopf klein, die Ohren lang und in unaufhörlicher Be-
wegung, der vordere Theil seines Leibes dünn und der hintere im
Verhältniß viel dicker, als an irgend einem bekannten Thiere; die Vor-
derfüße kurz und die Hinterfüße wohl 5mal länger als die Vorder-
füße, der über 2 F. lange Schwanz, sehr dick und beim Sitzen als
Stütze dienend. Außer beim Fressen und Weiden, ist das Känguruh
immer aufrecht stehend; sein Gang ist hüpfend und schleppend. Die
Vorderfüße werden dabei wenig gebraucht, und dienen mehr die Nah-
rung durch Scharren aufzusuchen und in das Maul zu bringen, so
daß sie gleichsam die Stelle der Hände vertreten. Wird es gejagt
*) Der York, dessen Gipfel 3300 F. hoch ist, und den die alte Stra-
He ersteigt, ist eigentlich kein Berg, sondern nur der steile Abfall des
ganzen Bergruckens in das Thal Clwyd, und Hat also auch nur
von W. gesehen, die Form eines Berges.